Die Jagd auf den Wolf der Wall Street by Jordan Belfort

Autor:Jordan Belfort [Belfort, Jordan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Börsenmedien AG
veröffentlicht: 2015-08-24T16:00:00+00:00

„Kannst du nicht einfach mit einer Zwangsjacke rüberkommen und sie wegholen?“, fragte ich George. „Ich sehe keine andere Lösung.“

Das waren nicht die ersten Worte, die ich an diesem Nachmittag zu George sagte, aber es waren fast die ersten. Die allerersten lauteten: „Ich sitze richtig tief in der Scheiße, George. Die Blowjob-Queen droht, Selbstmord zu begehen, und mein Schwanz ist so wund von den ganzen Blowjobs, dass er mir beinahe abfällt.“

George und ich saßen uns in seiner französischen Landhausküche an einem Tisch aus gebleichtem Holz gegenüber. Unterdessen machte seine Frau Annette, eine 1,50 Meter große, schöne Sexbombe aus Brooklyn mit rotblondem Haar, perfekter, nach Irischer Frühling duftender Haut und einem harten Brooklyner Akzent Kaffee für uns. Eigentlich war es mehr als Kaffee (es gab Donuts, Muffins, Kaffee und frisch geschnittene Früchte), denn Annette machte nie etwas halbherzig, insbesondere dann nicht, wenn es darum ging, die größte Aufgabe ihres Lebens zu erfüllen, die darin bestand, Georges Leben möglichst angenehm und wunderbar zu machen. Und eigentlich verdiente George das auch.

Mit seinen 62 Jahren war er 12 Jahre älter als Annette und konnte als lebender Beweis dafür dienen, dass jemand doch aus seiner Haut heraus kann. Wer in den letzten 22 Jahren nichts von George gehört hatte, hätte einen gewarnt: „Wenn du diesen Kerl auf der Straße auf dich zukommen siehst, wechsle die Straßenseite und vermeide jeden Blickkontakt. Er ist wütend und gefährlich, vor allem, wenn er betrunken ist, und das ist er ständig. Wenn er dich zufällig zusammenschlägt oder dich einfach am Knöchel packt und dich eine Weile kopfüber schüttelt, dann vergiss nicht, den Bullen zu sagen, dass es ein 1,80 Meter großer und 125 Kilogramm schwerer Kerl namens George war, der dich angegriffen hat. Dann wissen sie nämlich, dass sie Pfeile mit Beruhigungsmitteln mitbringen müssen.“

Wie auch immer, George wurde schließlich trocken und verbrachte die nächsten 22 Jahre seines Leben damit, sich zu bessern. Er verdiente sein erstes Vermögen im Immobiliengeschäft und sein zweites mit Drogenentzugskliniken, und dabei hat er mehr für die Genesung der Alkoholiker in den Hamptons getan als irgendjemand sonst.

Ironischerweise habe ich George zum ersten Mal im Fernsehen gesehen, als sein bedrohlich schönes Gesicht morgens um drei Uhr plötzlich auf meinem Bildschirm auftauchte, während ich mitten in einer Kokainorgie war. George machte Werbung für seine Entzugsklinik Seafield, und er sagte Sätze wie: „Sind Sie zugedröhnt … betrunken … high? Wo ist Ihre Familie gerade? Sie brauchen Hilfe. Seafield hat die Antworten …“ Meine Reaktion darauf bestand darin, dass ich eine Bronzeskulptur auf meinen Fernsehbildschirm warf und damit Georges Werbesendung ein vorzeitiges Ende bereitete.

Dennoch erinnere ich mich, dass ich damals dachte, ich würde dieses Gesicht im Fernsehen nie mehr vergessen – diese schönen, wenn auch etwas strengen Züge, diese braunen Augen mit ihrem durchdringenden Blick, dieses perfekt frisierte grau melierte Haar. Daher erkannte ich ihn schnell wieder, als ich ihm sechs Wochen später in Southampton bei den Anonymen Alkoholikern über den Weg lief.

Und nun, 18 Monate später, war er viel mehr für mich als nur mein persönlicher Betreuer bei den Anonymen Alkoholikern, mein sogenannter Sponsor.

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