Die Hermannsschlacht by Heinrich von Kleist

Die Hermannsschlacht by Heinrich von Kleist

Autor:Heinrich von Kleist [Kleist, Heinrich von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Alle ab.

Szene: Straße in Teutoburg. Es ist Nacht.[299]

Dritter Auftritt

Hermann und Eginhardt treten auf.

HERMANN.

Tod und Verderben, sag ich, Eginhardt!

Woher die Ruh, woher die Stille,

In diesem Standplatz röm'scher Kriegerhaufen?

EGINHARDT.

Mein bester Fürst, du weißt, Quintilius Varus zog

Heut mit des Heeres Masse ab.

Er ließ, zum Schutz in diesem Platz,

Nicht mehr, als drei Kohorten nur, zurück.

Die hält man ehr in Zaum, als so viel Legionen,

Zumal, wenn sie so wohlgewählt, wie die.

HERMANN.

Ich aber rechnete, bei allen Rachegöttern,

Auf Feuer, Raub, Gewalt und Mord,[299]

Und alle Greul des fessellosen Krieges!

Was brauch ich Latier, die mir Gutes tun?

Kann ich den Römerhaß, eh ich den Platz verlasse,

In der Cherusker Herzen nicht

Daß er durch ganz Germanien schlägt, entflammen:

So scheitert meine ganze Unternehmung!

EGINHARDT.

Du hättest Wolf, dünkt mich, und Thuskar und den andern

Doch dein Geheimnis wohl entdecken sollen.

Sie haben, als die Römer kamen,

Mit Flüchen, gleich die Teutoburg verlassen.

Wie gut, wenn deine Sache siegt,

Hättst du in Deutschland sie gebrauchen können.

HERMANN.

Die Schwätzer, die! Ich bitte dich;

Laß sie zu Hause gehn. –

Die schreiben, Deutschland zu befreien,

Mit Chiffern, schicken, mit Gefahr des Lebens,

Einander Boten, die die Römer hängen,

Versammeln sich um Zwielicht – essen, trinken,

Und schlafen, kommt die Nacht, bei ihren Frauen. –

Wolf ist der einz'ge, der es redlich meint.

EGINHARDT.

So wirst du doch den Flambert mindestens,

Den Torst und Alarich und Singar,

Die Fürsten an des Maines Ufer,

Von deinem Wagstück staatsklug unterrichten?

HERMANN.

Nichts, Liebster! Nenne mir die Namen nicht!

Meinst du, die ließen sich bewegen,

Auf meinem Flug mir munter nachzuschwingen?

Eh das von meinem Maultier würd ich hoffen.

Die Hoffnung: morgen stirbt Augustus!

Lockt sie, bedeckt mit Schmach und Schande,

Von einer Woche in die andere. –

Es braucht der Tat, nicht der Verschwörungen.

Den Widder laß sich zeigen, mit der Glocke,

So folgen, glaub mir, alle anderen.

EGINHARDT.

So mög der Himmel dein Beginnen krönen![300]

HERMANN.

Horch! Still!

EGINHARDT.

Was gibt's?

HERMANN.

Rief man nicht dort Gewalt?

EGINHARDT.

Nein, mein erlauchter Herr! Ich hörte nichts,

Es war die Wache, die die Stunden rief.

HERMANN.

Verflucht sei diese Zucht mir der Kohorten!

Ich stecke, wenn sich niemand rührt,

Die ganze Teutoburg an allen Ecken an!

EGINHARDT.

Nun, nun! Es wird sich wohl ein Frevel finden.

HERMANN.

Komm, laß uns heimlich durch die Gassen schleichen,

Und sehn ob uns der Zufall etwas beut.



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