Die Heimkehr 05 - Der Hueter der Erde by Orson Scott Card

Autor:Orson Scott Card [Card, Orson Scott]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy & Science Fiction
ISBN: 9783404242177
Herausgeber: Bastei-Lübbe
veröffentlicht: 1996-01-02T00:00:00+00:00

Darakemba mochte zwar die Hauptstadt eines großen Reiches sein, doch in gewisser Hinsicht war sie noch immer eine Kleinstadt. Die erhabensten Haushalte erfuhren schnell den Klatsch, der über gewisse Themen im Umlauf war. Daher dauerte es nur ein paar Wochen, bis Chebeja von der Eröffnung einer neuen Schule erfuhr. »Sie nennt sie Rasaros Haus. Kann man sich so eine Frechheit vorstellen?« – »Ich habe gefragt, wer die Lehrerin sei, und sie hat tatsächlich gesagt, sie selbst! – Sie behauptet, genauso zu lehren, wie die Frau des Helden Volemak gelehrt hat. Als ob jemand das noch wissen könnte! – Keins der Kinder kommt aus einer guten Familie, aber das wirklich Abstoßende daran ist, daß sie sogar diese Kinder zusammentut mit denen … ehemaliger …«

»Sklaven«, sagte Chebeja. Es bedurfte einer heldenhaften Anstrengungen, diese ihre Freundinnen nicht daran zu erinnern, daß ihr Gatte und sie die letzten zehn Jahre damit verbracht hatten, anderen zu predigen, daß in den Augen des Hüters der Erde die Kinder der Erde nicht weniger wert waren als Mittelkinder oder Kinder des Himmels.

»Und dann heißt es, sie würde gern Mädchen gemeinsam mit Jungen unterrichten, sollten irgendwelche Eltern so vernünftig und anständig sein, dies zu erlauben.«

Nach einiger Überlegung schrieb Chebeja eine Nachricht und ließ sie von einer der Lehrerinnen überbringen, die in der Nähe der neuen Schule wohnte. Es war eine Einladung an die neue Lehrerin, sie doch mal zu besuchen.

Am nächsten Tag bekam sie ihre Nachricht wieder zurück. Mit schneller Hand darunter hingekritzelt fand sie die Antwort: »Danke, aber die Schule beansprucht meine gesamte Zeit. Besuche Du doch bitte mich, wenn Du willst.«

Zuerst war Chebeja schockiert und – sie mußte es sich eingestehen – auch ein wenig beleidigt. Sie war die Frau des Hohepriesters! Und diese Dame schlug ihre Einladung aus und lud sie beiläufig ein, sie zu besuchen – und zwar in der Schule, nicht einmal zu Hause.

Chebeja schämte sich augenblicklich ihrer verletzten Würde. Außerdem war diese neue Lehrerin jetzt noch interessanter. Sie erzählte Luet, was sie gehört hatte und was aus ihrer Einladung geworden war, und Luet bestand sofort darauf, sie zu begleiten. Als sie ihr Haus verließen, um den Antrittsbesuch zu machen, war Edhadeja irgendwie dabei. »Ich will sehen, wie die alte Rasa als Lehrerin war«, erklärte sie.

»Du erwartest doch wohl kaum, daß ihre Schule dieser legendären ähnelt, oder?« fragte Chebeja.

»Warum denn nicht?« sagte Edhadeja. »Schon allein aufgrund der Tatsache, daß sie von einer Frau geführt wird, ist sie Rasas Schule ähnlicher als jede andere, von der ich je gehört habe.«

»Es heißt, die Wühler hätten schon immer in Mädchenschulen Frauen unterrichten lassen«, sagte Luet.

»Aber diese Frau ist ein Mensch«, erinnerte Edhadeja sie. »Das ist sie doch, oder?«

»Sie nennt sich Schedemei«, sagte Chebeja. »Der vollständige alte Name, nicht Sedma, wie wir heute sagen.«

Die jüngeren Frauen versuchten, den Namen auszusprechen.

»Sie müssen in der alten Zeit ganz anders geformte Münder gehabt haben«, sagte Luet. »Hat unsere Sprache sich dermaßen verändert?«

»Das muß sie ja wohl, denn die Engel und Wühler können sie aussprechen«, erwiderte Edhadeja. »Es heißt, sie hätten Töne

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