Die Halblinge 1 - Die Halblinge by Mel Odom

Die Halblinge 1 - Die Halblinge by Mel Odom

Autor:Mel Odom [Odom, Mel]
Die sprache: deu
Format: epub


Kapitel 15

Die Höhle der Diebe

»Lasst uns einen Moment lang hier Rast machen.«

Müde und mit schmerzenden Gliedern nach der harten körperlichen Arbeit der vergangenen Tage sowie der letzten Stunden im Sattel, war Tocht dankbar für die Pause. Sonne führte sein Pferd zur linken Seite des nur selten benutzten Pfades, dem sie in die Berge hinauf gefolgt waren.

Die anmutige junge Frau schwang die Beine über ihr eigenes Reittier und sprang zu Boden. Dann band sie die Zügel des Pferdes an einen Ast und blickte über ihre Schulter zu Tocht hinüber. »Komm mir nicht auf irgendwelche Ideen, nur weil der Wald dich vielleicht in Versuchung führen könnte. Selbst wenn du mir irgendwie entwischen würdest, gibt es in diesem Wald eine Menge Dinge, die dich mit einem Happs fressen könnten.«

Ich glaube nicht, dass ich gehen kann, geschweige denn laufen, dachte Tocht kläglich. Vorsichtig und erfüllt von der bangen Frage, ob er sich während des Ritts den Berg hinauf einen dauerhaften Schaden zugefügt hatte, ließ er sich vom Sattel rutschen und verfehlte dabei den Steigbügel, so dass er schmerzhaft auf seiner Kehrseite landete.

»Begriffsstutzig und unbeholfen«, bemerkte Sonne, die in ihren Satteltaschen stöberte. Sie sah Tocht an und schüttelte geringschätzig den Kopf. »Ich begreife immer noch nicht, was in dich gefahren ist, dass du so viel riskiert hast, um diesen Halbling zu erwerben.«

»Als ich ihn in seinen Skizzenblock zeichnen sah«, sagte Brant, »hat er mich fasziniert.«

Tocht stand vorsichtig auf, und seine misshandelten Knie protestierten mit einem Knarren. Sie hatten in einer bewaldeten Schlucht mit Blick auf die Huk des Gehängten Elfen tief unter ihnen Halt gemacht. Von oben betrachtet, sah die Stadt noch schlimmer aus, wie eine Ansammlung von Spielzeuggebäuden, die grausam zerschmettert worden waren.

Er ließ den Blick über den Hafen wandern und zählte zweiundzwanzig Schiffe, die dort vor Anker lagen. Zwischen der Stadt und dem Hafen wimmelte es von Leuten, die entweder auf dem Weg hinauf oder hinunter waren. Die Bäume ringsum und über ihnen waren üppig grün, und in den Zweigen sangen Vögel. Während sie in die Berge hinaufgeritten waren, hatte die Sonne sich zu guter Letzt einen Weg durch die Wolken gebrannt und Wärme und goldenes Licht mit sich gebracht.

»War denn irgendetwas Interessantes in dem Zeichenblock?«, fragte Sonne.

»Er ist ein guter Maler«, überlegte Brant laut, »aber seine Komposition lässt zu wünschen übrig.«

Verblüfft von dieser Feststellung, tastete Tocht sein Hemd ab. Mein Tagebuch! Es war verschwunden. Der Ritt den Berg hinauf hatte ihn mit solcher Angst erfüllt, dass es ihm nicht einmal aufgefallen war. Er drehte sich um und sah Brant an, der sich unter einer weit verzweigten Ulme niedergelassen hatte.

Brant blätterte wie beiläufig in den Seiten seines selbstgemachten Buchs.

»He«, rief Tocht und machte einen Schritt nach vorn. »Das gehört dir nicht!« Wie viel mochte Brant anhand der Dinge, die er gesehen hatte, bereits erraten haben? Tocht bog einen Ast zur Seite.

Sonne machte eine knappe Handbewegung, und ein kleines, silbernes Messer bohrte sich in den Zweig, den Tocht zurückgebogen hatte, um besser sehen zu können. Nur wenige Zoll von seinem linken Auge entfernt zitterte das Messer im Holz.



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