Die Grenzen der Solidarität. Europa und die USA im Umgang mit Staat, Nation und Religion. by Gret Haller
Autor:Gret Haller
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
ISBN: 9783351025373
Herausgeber: Aufbau-Verlag
veröffentlicht: 2002-08-01T22:00:00+00:00
»Säkularisierung« der Nation?
Gemeinsam ist diesen verschiedenen Entwicklungssituationen – so zeitungleich sie auf dem ganzen Kontinent auch ablaufen und so unterschiedlich sie auch wahrgenommen werden mögen – eine langsam ablaufende Trennung von staatspolitischer und kultureller Identität, wobei die Nation allmählich wieder zu einer rein kulturellen Kategorie wird, wie sie es ursprünglich gewesen ist. 146 Es liegt auf der Hand, daß dieser Prozeß nur dann und nur dort voranschreiten kann, wo Nationalismus kein Thema ist. Wenn in »heiligem Eifer« versucht wird, kulturelle und politische Grenzen in Übereinstimmung zu bringen, kommt es in diesem Prozeß zu Rückschritten. Nehmen solche nationalistischen Exzesse mörderische Formen an, wie dies im zweiten Weltkrieg der Fall war oder – wenn auch in quantitativ kleinerem Rahmen, aber qualitativ nicht minder schrecklich – in den Kriegen auf dem Balkan, so kann dies später zur Einsicht führen, daß der Prozeß eben doch unumgänglich ist. Schreitet die Trennung von staatspolitischer und kultureller Identität voran, kann der Prozeß nach einer gewissen Zeit durchaus einen Schutz vor nationalistischen Rückfällen bewirken. Hat die Trennung einmal eingesetzt, so können staatspolitische und kulturelle Identität durchaus verschiedene Wege gehen. Die staatspolitische Identität des Individuums findet sich schließlich auf sämtlichen Ebenen, auf welchen dieses überhaupt mit Staatlichkeit konfrontiert sein kann: Gemeinden, Städte oder Kommunen, mit denen man durch Wohnen, Arbeiten oder anderweitig begründetem temporärem Aufenthalt verbunden ist, eventuell existierende Teilstaaten der »National«-Staaten sowie die »National«-Staaten selbst, in welchen diese Kommunen liegen, über deren Staatsbürgerschaft man verfügt oder auf deren Gebiet man sich vorübergehend oder dauernd aufhält, ohne aber (noch) über die Staatsbürgerschaft zu verfügen, und schließlich die Europäische Union. So unterschiedlich die republikanischen Mitwirkungsrechte auf diesen Ebenen geregelt sein mögen – auf der kommunalen Ebene mögen sie zum Beispiel völlig fehlen, auf EU-Ebene müssen sie erst noch definiert werden –, auf allen diesen Ebenen kann sich für das Individuum eine staatspolitische Identität entwickeln, was gleichbedeutend ist einerseits mit Zugehörigkeit und andererseits mit Verantwortung. Man könnte diese Identität auch als eine staatsbürgerliche bezeichnen, weil sie sich auf die Staatlichkeit im allgemeinen bezieht – vorläufig soll hier aber dieser Begriff vermieden werden, weil er erstens als bezogen nur auf den »National«-Staat verstanden und zweitens mit der Staatsangehörigkeit verwechselt werden könnte, womit er direkt nichts zu tun hat. Mit der nationalstaatlichen Ebene ist die staatspolitische Identität in dieser Konzeption zwar auch noch verbunden, aber einfach deshalb, weil diese Ebene in der oben aufgeführten Kaskade der verschiedenen Ebenen auch ihren Platz einnimmt, und nicht etwa, weil diese Identität langfristig gesehen noch irgendwelcher Elemente aus dem Bereich der »Nation« bedürfte. Zu ergänzen wäre die Frage, inwieweit sich in der erwähnten Stufenfolge der Ebenen am oberen Ende eine staatspolitische Identität auf globaler Ebene anfügt. Sie soll jedoch hier offengelassen werden, da es um die Entwicklung in Europa geht.
Die beschriebene Auffächerung der staatspolitischen Identität auf verschiedene Ebenen geht parallel mit der entsprechenden Bewegung der nationalen Identität, welche langsam und fast unmerklich zu einer rein kulturellen wird – oder vielmehr wieder zu einer kulturellen wird. Diese beiden Bewegungen haben zur Folge, daß die kulturelle Identität nach und nach davon absieht, eine Umsetzung in staatspolitische Kategorien zu beanspruchen.
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