Die Gründerväter by Long William Stuart
Autor:Long, William Stuart
Die sprache: deu, deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagsgruppe Weltbild GmbH
veröffentlicht: 2013-02-14T16:00:00+00:00
15
Im Pa von Te Mata Atia, einem Häuptling des Ngatihaua-Stammes, hatten die Ältesten sich versammelt, um Neuigkeiten zu erfahren. Vor zwei Monaten hatten sie einen jungen Spion ausgesandt, einen Maori, der in der Missionsstation erzogen worden war. Nun sollte er ihnen über die Straße Bericht erstatten, die die Pakeha-Soldaten durch den Hunua-Wald bis zum großen Waikato-River bauten.
Der Spion war ein kräftiger junger Mann namens Wiremu Tata aus Waaka Nenes Stamm, den seine christlichen Erzieher auf den Namen William getauft hatten. Seine blaue Sergeuniform mit den Buchstaben V. R. auf der Brust – Victoria Regina, Königin Viktoria – wiesen ihn als »Freund« der Pakeha aus. Kaum hatte er das Pa betreten, streifte er die Uniform ab, als sei sie ein Zeichen der Schande.
Als der junge Mann nun von Te Mata, einer imposanten Erscheinung in einem zeremoniellen Umhang aus leuchtenden Kaka-Federn, befragt wurde, räumte er allerdings ein, seine Tarnung habe ihm geholfen, das Vertrauen der Soldaten zu gewinnen. Er behauptete sogar, er habe mit einem jungen Soldaten, einem Trommler namens Dickie, Freundschaft geschlossen.
»Dieser Rotrock, dieser Dickie, der die Trommel schlägt«, fragte einer der Ältesten, »ist das ein Mann oder ein Junge?«
»Ein Junge«, musste Wiremu zugeben. Um sein Ansehen wiederherzustellen, fügte er hinzu: »Die Pakeha-Krieger tragen keine roten Röcke mehr. Diese Farbe ist im Busch viel zu auffällig. Sie tragen jetzt dunkelblaue Kleidung, so wie die, die ich anhatte, als ich hierher zurückkam, und wie die Leute auf den Schiffen, die Blaujacken genannt werden.«
»Helfen auch Blaujacken mit, die Straße zu bauen?«, fragte der Häuptling in scharfem Ton. Wiremu sah ihn unterwürfig an.
»Nein, großer Häuptling. Es heißt, die Schiffe sind nicht mehr da. Ich weiß nicht genau, ob das stimmt. Jedenfalls habe ich keine Blaujacken beim Bau der Straße gesehen.«
»Wie ist sie überhaupt?«, forschte Te Mata. »Ist es eine gute Straße?«
»O ja«, versicherte ihm Wiremu, ohne zu zögern. »Die Pakeha haben den ganzen Sommer daran gearbeitet, damit sie gut wird. Sie haben Bäume gefällt, Farn gerodet und Steine gebrochen. Die Steine pressen sie in die Erde und schlagen sie mit dem Hammer ein, damit die Straße auch starke Regenfälle aushält. Jetzt schaffen sie mit Zugtieren große Kanonen heran und …«
»Große Kanonen?«, rief Te Mata aus. Er sah in die Runde und bemerkte, dass sein eigenes Entsetzen sich in den Gesichtern der Stammesältesten widerspiegelte. »Und zu welchem Zweck, Wiremu?«
»Um die Festung, die sie am Flussufer bauen, damit zu bewaffnen. Die Festung ist groß und sehr stark. Sie besteht nicht wie unsere Pa aus Palisaden und Gräben, sondern wird aus Holz und Erde gebaut. Und innerhalb der Mauern gibt es Plattformen für die Kanonen und Hütten für die Soldaten.«
Wiremu beschrieb die Festung in allen Einzelheiten und zeichnete ihre Außenlinien in den Staub, der den Boden des Marae bedeckte.
»Sie nennen sie die Queen’s Festung, Te Mata, nach Queenie Viktoria. Sie liegt bei Pokeno. Jetzt, da der Winter kommt und die Regenfälle begonnen haben, ziehen die Pakeha-Krieger sich allmählich nach Otahuhu zurück und lassen nur ein paar von ihnen zurück, um die Festung zu bewachen.«
»Wie viele Soldaten werden sie zurücklassen?«, fragte Te Mata und zog die tätowierte Stirn in tiefe Falten.
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