Die Giftmeisterin - Walz, E: Giftmeisterin by Walz Eric

Die Giftmeisterin - Walz, E: Giftmeisterin by Walz Eric

Autor:Walz, Eric
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-04-20T16:00:00+00:00


Wir wechselten das Thema. Ich mochte nicht über mich sprechen und Fionee nicht über sich. Doch ich blieb. Ich war nicht nur deshalb zu Fionee gegangen, um meine Neugier wegen des Tranks zu befriedigen. Wichtiger waren mir die Zweifel, mit denen ich mich auseinandersetzte.

»Der Hof war heute auf Jagd«, sagte ich.

»Ich hörte davon.«

»Und jemand machte Jagd auf mich. Ich stürzte vom Pferd. Später stellte ich fest, dass das Pferd aus einem Blasrohr oder mit einer Schleuder beschossen worden war. Ich glaube, Emma hat es getan.«

Fionee reichte mir einen weiteren Kelch. Meinen Blick richtig einschätzend, sagte sie: »Das ist nur Wein, nichts als Wein.« Dann grübelte sie über meinen Verdacht bezüglich Emma nach. »Nehmen wir an, es ist, wie du sagst.«

»Sie will meinen Platz einnehmen, und wenn Arnulf sich nicht scheiden lässt, bleibt ihr nur dieser Weg übrig, um ans Ziel zu kommen.«

»Was weißt du über sie?«

»Was ich über sie weiß?«

»Ja. Was ist denn so merkwürdig an meiner Frage?«

»Sie schläft seit Jahren mit meinem Mann, das ist ja wohl das Wichtigste.«

»Und weiter?«

»Also gut, bitte sehr: Sie ist vierundzwanzig Jahre alt, kommt aus einfachen Verhältnissen, hat ein zwei Jahre altes Kind von Arnulf... Sie ist heimtückisch und rasend ehrgeizig.«

Fionee leerte ihren Kelch in einem Zug. Die Alte, die sich oft so unauffällig verhielt, dass man sie vergessen konnte, schenkte ihr nach und zog sich dann wieder in einen Winkel zurück.

»Man könnte auch zu einem anderen Schluss gelangen.«

»Was den Anschlag auf mich angeht, meinst du das?«

»Nein. Ich meine, was Emmas Wesen angeht. Sie wurde als sehr junge Frau, fast noch als Mädchen, von deinem Gemahl genommen, und seither hat er sie viele Male genommen. Es wäre doch möglich, dass sie eine enorme Bindung an ihn hat, ja, dass sie ihn nicht weniger liebt als du.«

»Ausgeschlossen. Ich sage doch, sie ist von gemeiner Natur, roh, ohne Benehmen...«

»Benehmen ist nichts weiter als eine Verhüllung des Tatsächlichen.«

»Seltsame Sätze gibst du immer von dir!«

»Worauf ich hinauswill: Emma ist in einem Alter und wegen ihres Kinds in einem Zustand, in dem kein anderer Mann sie noch nehmen wird. Sie hat niemanden, der sie beschützt, außer deinen Arnulf. Ihr Wohl und Wehe hängt an ihm. Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass sie einfach Angst hat? Angst um sich und ihr Kind.«

Dieser Gedanke war mir in der Tat noch nie gekommen. Ich war auch nicht bereit, ihn zuzulassen, denn das hätte Emma und mich auf eine Stufe gestellt. Dort jedoch stand sie nicht. Ich rede hier nicht von Titel und Vermögen. Ich rede vom Recht. Sie hatte kein Recht, einen wie auch immer begründeten Anspruch auf etwas zu erheben, das mit mir verwachsen war. Für mich war sie eine Parasitin, und nur das.

»Diese Frau will mir ans Leben!«, rief ich. »Und ich soll, wenn’s nach dir ginge, das Ave Maria für sie beten?«

»Nein. Aber was willst du machen?«

»Sie umbringen. Über diesen Satz hatte ich vorher nicht nachgedacht. Er tauchte einfach so auf, nachdem er wer weiß wie lange schon in mir gesteckt hatte, im Dreck meines Leibes.



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