Die Gestirne by Catton Eleanor

Die Gestirne by Catton Eleanor

Autor:Catton, Eleanor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2015-11-12T16:00:00+00:00


Merkur im Steinbock

In welchem Kapitel Gascoigne seine Theorien wiederholt und Moody vom Tod spricht.

Walter Moody beendete gerade seinen Lunch im Speisehaus Maxwell’s, als er die Nachricht erhielt, die Fracht der Godspeed sei geborgen worden und seine Frachtkiste sei an sein Zimmer im Crown Hotel geliefert worden.

»Na, so was!«, rief er und gab dem Boten eine Twopenny-Münze, worauf der Junge davonsprang. »Damit hat sich meine sogenannte Erscheinung erledigt, oder? Wenn Emery Staines an Bord war, dann hätten sie ja wohl seine Leiche unter der Fracht gefunden.«

»Ich weiß nicht, ob es so einfach ist«, sagte Gascoigne.

»Sie wollen sagen, der Fund seiner Leiche wäre verschwiegen worden?«

»Ich will sagen, dass seine Leiche vielleicht gar nicht gefunden wurde«, sagte Gascoigne. »Jeder, auch ein Verwundeter, könnte sich zu einer Luke vorarbeiten … und das Wrack lag nicht ganz unter Wasser. Ich halte es für wesentlich wahrscheinlicher, dass er auf das offene Meer hinausgetrieben wurde.«

In den letzten drei Wochen hatte Moody eine herzliche Bekanntschaft mit Aubert Gascoigne entwickelt, nachdem er festgestellt hatte, dass der Charakter Gascoignes sich im Lauf mehrerer Gespräche immer positiver zu erkennen gegeben hatte, denn Gascoigne war sehr geübt darin, sich auf jede gesellschaftliche Gegebenheit einzustellen, und konnte sich sehr erfolgreich um die Gunst eines anderen bemühen, wenn er wollte. Gascoigne hatte sich vorgenommen, Moodys Freundschaft zu gewinnen, und das mit einer Zielstrebigkeit, die eine gewisse Besorgnis in Moody hätte wecken können, wenn er von ihr gewusst hätte; einstweilen aber hielt Moody Gascoigne nur für eine facettenreiche Persönlichkeit und freute sich, jemandem begegnet zu sein, der intellektuell sein Niveau hatte und mit dem man unbeschwert plaudern konnte. Sie nahmen fast täglich ihren Lunch gemeinsam ein und rauchten abends im Star and Garter Zigarren und spielten Whist.

»Sie bleiben bei Ihrer ursprünglichen Theorie«, sagte Moody. »Strandgut, nicht Treibgut.«

»Entweder das, oder seine Überreste wurden vernichtet«, sagte Gascoigne. »Vielleicht hat er um Hilfe gerufen und wurde ermordet, an einen schweren Gegenstand gebunden und ins Meer geworfen. Carver ist ja mehrmals zu dem Wrack hinausgerudert, und da hatte er genug Möglichkeiten, jemanden über Bord gehen zu lassen.«

»Das ist gut möglich«, sagte Moody, der die ihm überbrachte Botschaft zweimal faltete, wobei er mit dem Daumennagel den Falz entlangfuhr. »Aber es bleibt das Problem, dass wir nicht wissen, was passiert ist, und wenn Sie recht haben und Staines ertrunken ist, ob durch Mord oder zufällig, dann werden wir es auch nie erfahren. Was für ein armseliges Verbrechen – ohne Leiche und ohne Mörder!«

»Ein sehr armseliges Verbrechen«, stimmte ihm Gascoigne zu.

»Und was für armselige Detektive wir abgeben«, sagte Moody, um das Thema abzuschließen, doch Gascoigne griff nach der Sauciere und machte nicht den Eindruck, als sei das Gespräch für ihn beendet.

»Ich denke, wir dürften ziemlich töricht aussehen«, sagte er, während er einen Löffel Sauce auf den Rest seiner Mahlzeit träufelte, »wenn Staines am Boden einer Wasserrinne gefunden wird, mit gebrochenem Genick und ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung.«

Moody legte sein Messer enger neben die Gabel. »Ich fürchte, wir haben alle den Wunsch, Mr Staines sei ermordet worden – selbst Sie und ich, die wir ihm nie begegnet sind.



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