Die Geschichte der Shoah im virtuellen Raum by Alina Bothe

Die Geschichte der Shoah im virtuellen Raum by Alina Bothe

Autor:Alina Bothe
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2019-03-15T00:00:00+00:00


Die aus den unterschiedlichen Materialien erstellten Erzählungen widersprechen einander nicht, sondern wirken komplementär. Es ist zu erkennen, dass die hier getrennt analysierten Quellenformen weiterführend, trotz konkurrierender Aussagen, in Relation gesetzt werden können und nicht, wie hier geschehen, getrennt voneinander besprochen werden müssen.

Nicht verwunderlich ist aufgrund der unterschiedlichen Quellengattungen die Feststellung, dass sie in Sprache und Diktion variieren. Die Akten beinhalten im Unterschied zum Interview wesentlich präzisere Angaben zu Daten und Orten. Hingegen fehlt die Beschreibung des genauen Deportationsvorgangs. Das Aktenmaterial ist offener gegenüber der historischen Interpretation, es ist hinterfragbarer.

Die relevanten Angaben zur Berufstätigkeit der Eltern wie auch zur finanziellen Situation lassen sich beiden Quellentypen entnehmen. Sie verweisen jeweils auf gutbürgerliche Einkünfte. Dem Zeugnis Julius Bucks fehlen zeitgenössische Angaben, z. B. Zeugnisse der britischen Universitäten, die er in den 1950er Jahren besucht hat, und die Verfolgungsgeschichte seiner Mutter in Berlin ist gänzlich ausgeblendet. Dank des Annexes der Zeugnisse sind über das VHA verschiedene Photographien der Familie aus den 1920er und 1930er Jahren zugänglich.

Der Zeuge Julius Buck und der Antragsteller Julius Buck weichen kaum von ihren Narrativen ab. Sie stimmen überein. In Details zeigt sich dann doch der qualitative Unterschied. Wenngleich die Lebensgeschichten der Familienmitglieder zu erkennen ist, verbleibt die Person Julius Bucks in den Akten unkenntlich. Im Interview hingegen tritt er als Person – als Gentleman, der ein klassisches understatement pflegt – zutage.



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