Die Geometrie der Wolken by Giles Foden

Die Geometrie der Wolken by Giles Foden

Autor:Giles Foden [Foden, Giles]
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783351032920
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-03-31T22:00:00+00:00


4.

Als ich mit dem Motorrad nach Kilmun zurückfuhr, dachte ich über die Größe nach, von der Whybrow so eloquent gesprochen hatte. Die Zeit ließ sich nicht so einfach auf eine Definition reduzieren, wie der alte Dummkopf wohl dachte. Sie wird manchmal als ein Fluss beschrieben, der uns mit sich trägt. Oder - und in dieser Situation befand ich mich, als ich auf dem Sattel saß, gleichzeitig erheitert und entnervt vom Ausbruch meines Vorgesetzten - als eine Straße, auf der man sich fortbewegt. Keine dieser Erklärungen trifft zu, besonders dann nicht, wenn es um solche hartnäckigen Ereignisse geht, die Jahre später ungebeten wieder ins Bewusstsein zurückkehren, wie der Tod meiner Eltern. Und es sind nicht nur die wichtigen Ereignisse, die so zurückkehren, dachte ich ...

Meine philosophische Abschweifung wurde unterbrochen, als ich Pyke am Straßenrand knien sah, der einen Reifen an seinem Humber wechselte.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich.

Er nahm die Hilfe an, sagte aber kaum ein Wort, während wir am Wagen arbeiteten.

»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte ich schließlich.

Er richtete sich auf. »Leviathan, mein Seelöwe, ist tot. Von einer Mine zerfetzt worden. Meiner Mine. In der ganzen Bucht schwimmen Stückchen.«

»Das tut mir schrecklich leid.«

»Und mir erst. Dabei bin ich selbst schuld. Ein Fehlschlag der Wissenschaft.«

»Was machen Sie jetzt?«

»Ich fahre nach London runter. Mountbatten hat von Churchill und Roosevelt grünes Licht für mein Projekt bekommen.«

»Dieses Habbakuk-Ding, von dem Sie gesprochen hatten?«

Er nickte. »Ich kann noch nichts Genaueres sagen, aber vielleicht melde ich mich bald bei Ihnen.« »Und Ihr Kollege?«

»Julius ist wieder in Cambridge. Ach ja, wir hatten einen seltsamen Besuch von der Frau ihres Freundes Ryman. Sie hat uns eine Blutprobe gebracht. Etwas in einem Reagenzglas in einer Zitronensäurelösung und noch mehr auf einem Taschentuch. Julius sollte es für sie untersuchen.«

»Worauf?«, fragte ich erschrocken.

»Rhesuskompatibilität. Blutgruppen. Julius hat vor kurzem einige neue Entdeckungen auf dem Gebiet der Blutzusammensetzung gemacht, allerdings weiß ich nicht, ob sie das wusste. Ziemlich seltsam. Julius hat sich natürlich nicht aus der Ruhe bringen lassen.«

»Sie weiß es«, sagte ich verwirrt. »Ich habe ihr selbst davon erzählt.«

»Bin spät dran«, sagte Pyke, als er auf die Uhr sah. »Ich muss los. Habe einen Termin bei Lord Louis, wie gesagt. Der Einzige von denen da oben, der für meine Ideen offen ist. Manchmal hat man weiß Gott das Gefühl, dass die Regierung sich aktiv gegen den Einsatz der Wissenschaft für den Krieg wehrt.«

Er warf den Wagenheber in den Kofferraum, schlug die Klappe zu und setzte sich dann ans Steuer. »Machen Sie es gut, Henry.«

Ich beugte mich zum offenen Fenster hinunter. »Warten Sie. Hat Julius ... hat er das Blut untersucht?«

»Keine Ahnung. Er hat es in einer Thermoskanne mit nach Cambridge genommen. Ich weiß nicht, was er Rymans Frau gesagt hat.«

Er ließ den Wagen an und fuhr los. Ich stieg wieder aufs Motorrad und setzte meine Fahrt fort.

Während ich über das nachgrübelte, was Pyke erzählt hatte, wurde ich ein Stück weiter von zwei Kradmeldern von der Straße gewunken, die mir entgegenkamen. Sie ließen sich meine Papiere zeigen. Wichtige Würdenträger sollten bald vorbeikommen.

»Bonzenparade«, erklärte einer der Soldaten.



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