Die Frauen der Talliens by Utta Danella

Die Frauen der Talliens by Utta Danella

Autor:Utta Danella [Danella, Utta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641134501
Google: Q2vSAwAAQBAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-08-10T22:00:00+00:00


7

An einem hellen warmen Junimorgen war Barbara allein im Vorzimmer, damit beschäftigt, einige Briefe zu schreiben, die Julius ihr kurz zuvor diktiert hatte. Das Telefon neben ihr klingelte, am Apparat war Fräulein Gundel, die unten am Haupteingang die Zentrale bediente und nebenbei die Aufgabe hatte, alle Besucher zu empfangen und anzumelden.

»Hier ist ein Herr Teljen«, verkündete sie, »der möchte zum Chef.«

»Wer?«, fragte Barbara zurück.

»Teljen«, wiederholte Gundel überdeutlich.

»Er ist nicht angemeldet«, sagte Barbara dienstlich. »Was will er denn? Der Chef hat heute keine Zeit, er muss gleich weg zu einer Stadtratsitzung.«

»Er sagt, er sei ein Verwandter. Spricht ziemlich ulkig. Eine Frau hat er auch dabei.«

Gundel vertrat diesen Posten noch nicht lange. Manchmal waren ihre Ankündigungen etwas formlos.

Barbara fragte denn auch: »Ich hoffe, Gundel, der Besucher kann Sie nicht hören.«

»Nein, nein, ich habe das Fenster zugemacht.«

»Was sagen Sie, ein Verwandter?«

»Sagt er. Scheint ein Amerikaner zu sein.«

»So. Bitten Sie die Herrschaften, zu mir heraufzukommen.«

Da Herr Schwarzbauer gerade bei Julius im Zimmer war, sah Barbara zunächst von einer Weitermeldung ab, sondern erwartete die Besucher. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür stürmisch aufgerissen, einer der Lehrlinge stolperte herein, der anscheinend von Gundel mit dem Geleit der Gäste beauftragt worden war, grinste Barbara fröhlich an und hielt dann die Tür auf für zwei Leute, einen Herrn und eine Dame, die ihm folgten.

Der Mann war groß, schlank, hatte ein gut geschnittenes, braun gebranntes Gesicht, in dem zwei vergnügte braune Augen lachten, und dichtes graues Haar. Die Frau war jünger als er, schien Ende Dreißig zu sein, später erfuhr Barbara, dass sie in Wirklichkeit achtundvierzig war und damit die Güte amerikanischer Kosmetika bewies, sie war schmal und zierlich, ausgesprochen hübsch und außerordentlich elegant gekleidet.

»Hello, Miss«, rief der Mann, als er das Zimmer betrat, und lachte Barbara vergnügt an, »glad to see you. I’m Roger Täljen.«

Barbara erhob sich und versuchte, sich auf die englischen Kenntnisse zu besinnen, die Doris ihr beigebracht hatte.

»How do you do, Mr. Täljen«, begann sie sorgfältig. »What can I do for you?«

Von dem, was der Besucher nun sagte, verstand sie allerdings kein Wort mehr. Mr. Täljen merkte es und wechselte mühelos in die deutsche Sprache hinüber, die er erstaunlich gut beherrschte, nur mischte er manchmal amerikanische Worte darunter.

»Sie wissen nicht, wer ich bin? Ich bin der Täljen aus Amerika. Der sagenhafte Onkel aus Amerika.« Hier unterbrach er sich, lachte herzhaft über seine Bemerkung und fuhr dann fort: »Ich will besuchen meine – why, what is it? – meine Cousin, I guess. Der Boss von diese Firma hier. Julius Täljen.«

Barbara begriff. Der Onkel aus Amerika. Hatte Doris nicht mal erzählt, dass es eine amerikanische Linie der Talliens gab? Und Täljen war also nichts anderes als die amerikanische Aussprache ihres eigenen Namens.

Sie lachte, streckte dem Besucher die Hand hin und sagte: »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Barbara von Tallien. Oder wie Sie sagen, Barbara Täljen.«

»Oh«, rief Roger Tallien begeistert, »that’s fine. You’re a cousin of me too?« Er schüttelte Barbaras Hand, wandte sich dann zu seiner Frau und sagte: »Look here, Mildred. That’s the first Täljen we meet in Europe.



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