Die Frau am Tor (German Edition) by Worthmann Ben

Die Frau am Tor (German Edition) by Worthmann Ben

Autor:Worthmann, Ben [Worthmann, Ben]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-01-13T23:00:00+00:00


16.

Er erwachte durch ein Geräusch, dessen Ursprung er nicht sofort einordnen konnte und das er zunächst für einen Teil des Traums hielt, der allerdings dadurch jäh unterbrochen wurde, ohne dass er in diesem Moment noch genau hätte sagen können, wovon er gehandelt hatte - nur, dass er mit behaglichen, angenehmen Empfindungen verbunden gewesen war. Er hätte ihn gern noch weiter geträumt.

Im nächsten Augenblick machte er kurz nacheinander einige weniger angenehme Entdeckungen: Er lag auf dem Sofa in einer unbequemen Haltung, die ihm einen leichten Schmerz in Nacken und Rücken verursachte. Es war zu kühl, da das eine Fenster halb offen stand. Es war zu hell. Und es gab vor allem dieses Geräusch, das viel zu laut und lästig war, als dass er wieder hätte einschlafen können. Er fragte sich, wer ein Interesse daran haben könnte, derart unerbittlich sein Trommelfell zu traktieren. Dann fiel sein Blick auf sein Jackett, das über dem Stuhl hing, und ihm dämmerte, was er zu tun hatte.

Er wälzte sich aus dem Bett, erhob sich auf etwas staksigen Beinen und langte in die Brusttasche zu langen, um sein Handy herauszuziehen. Auf dem Display las er, dass es knapp halb sechs war, er folglich fast zwölf Stunden lang geschlafen hatte.

Als er die Taste drückte, um die Verbindung herzustellen, verstummte das Geräusch zwar, aber das, was er stattdessen vernahm, weckte in ihm umgehend den dringenden, wenn auch aussichtslosen Wunsch, er möge sich weiterhin in einem Traum befinden, der, wenn er schon nicht erfreulich war, sich doch wenigstens durch schlichtes Aufwachen hätte beenden lassen.

“Bitte entschuldige, dass ich dich so früh geweckt habe, aber es ging nicht anders. Wir müssen uns sprechen, es ist ganz dringend”, sagte sie in dem für ihre Verhältnisse ungewohnt gefassten Ton, mit dem sie ihn bereits einige Male überrascht hatte.

Eine innere Stimme riet ihm, er solle die rote Taste drücken, sofort, und zugleich fiel ihm ein, was er sich vorgenommen hatte: wegzufahren, möglichst weit weg. Doch die Stimme am Telefon ließ ihm keine Zeit für weitere Überlegungen.

“Kann ich nicht kurz zu dir rauf kommen? Ich muss dir etwas zeigen”, fuhr sie fort, ohne seine Reaktion abzuwarten.

“Nein! Das kannst du nicht!”, herrschte er sie an und musste ein paarmal schlucken, weil seine Stimmbänder offenbar noch nicht ganz wach waren. “Was soll denn das nun wieder? Lass mich doch endlich in Frieden! Wo steckst du denn überhaupt?”

“Hier, vor deinem Haus. Und ich habe nicht viel Zeit. Komm runter, schnell! Es ist wirklich wichtig!”

Er trat ans Fenster - und tatsächlich, dort unten stand ihr silbergrauer BMW am Straßenrand. Wenigstens hatte sie nicht direkt vor dem Haus angehalten, sondern ungefähr fünfzig Meter weiter.

“Moment”, stieß er hervor, beendete das Gespräch, schlüpfte in Hose, Hemd und Schuhe und eilte hinunter, wobei er gegen verschiedene Affekte anzukämpfen hatte, vor allem gegen einen Ingrimm, der ihm selbst und seiner Inkonsequenz galt.

“Wieso bist du eigentlich um diese Zeit unterwegs? Wo ist denn dein Mann?”, wollte er als erstes wissen, nachdem er zu ihr in den Wagen gestiegen war und sie aufgefordert hatte, noch ein Stück weiterzufahren.



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