Die Feuerkaempferin - Im Land der Elfen by Licia Troisi

Die Feuerkaempferin - Im Land der Elfen by Licia Troisi

Autor:Licia Troisi
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-02-08T05:00:00+00:00


Um den großen steinernen Tisch im Ratssaal von Neu-Enawar waren keine Generäle und Regenten mehr versammelt, keine Magier und Priester, sondern nur Menschen mit verschreckten Gesichtern, die im schwachen Licht der Fackeln nur noch fahler aussahen. Obwohl erst dreizehn, wirkte Kalth plötzlich wie ein alter Mann. In seinem Gesicht erkannte man Züge seines Vaters, dem er Tag für Tag ähnlicher wurde, aber auch die Züge seiner Großmutter. All die Sorgen spiegelten sich in den bereits wahrnehmbaren Falten auf der Stirn und um den Mund herum wider.

Wie das Sinnbild einer gebrochenen Frau saß Theana neben ihm. Sie schien ihrem Alter erlegen zu sein. Ihr Rücken war gebeugt wie durch eine unerträgliche Last, die sie zu Boden drückte, und ein krampfartiges Zittern hatte ihre Hände befallen.

Ein letzter Teilnehmer der Runde öffnete sacht die Tür. Es schien ihm unangenehm zu sein, die Stille zu durchbrechen, eine Beerdigungsstille, versunken, voller Schmerz und Trauer.

»Dann sind wir vollzählig«, ergriff Kalth mit einem Seufzer das Wort. Alle wandten sich ihm zu.

»Bevor wir beginnen und den Bericht zu den Vorgängen im Land des Windes hören, habe ich noch etwas Wichtiges mitzuteilen. Die Königin ist verschollen. Drei Tage vor der Katastrophe im Land des Windes wurde sie zuletzt gesehen. Und seitdem hat niemand mehr etwas von ihr gehört.«

Obwohl er sich bemüht hatte, diese Nachricht in sachlichem Ton zu übermitteln, hatte seine Stimme gezittert. Besorgtes Gemurmel durchlief die Reihe seiner Zuhörer.

»Hielt sie sich denn im Land des Windes auf?«, fragte ein Offizier.

»Jedenfalls hatte sie dort eine Mission zu erfüllen. Ihr Lager an der Front hatte kurz zuvor zurückverlegt werden müssen, befand sich aber immer noch im Grenzgebiet zum Land des Wassers. Wohin sich die Königin an jenem Tag begeben hat, wissen wir allerdings nicht.«

»Wollt Ihr damit sagen, dass wir jetzt auch ohne Königin dastehen?«, fragte ein General.

Kalth funkelte ihn streng an. »Ich bin euer König.«

»Aber sie hat die Armee geführt. Nicht Ihr.«

Kalth sprang auf und schlug mit der flachen Hand auf den Steintisch.

»Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu reden? Nach dem Tod meines Vaters bin ich König geworden, ich stand hinter allen Entscheidungen meiner Großmutter!« Er blickte die Versammelten der Reihe nach an und fügte hinzu: »Und nun verlange ich, dass Ihr alle mir den Respekt entgegenbringt, den Ihr mir schuldet.«

Der General schwieg, versuchte aber, Kalths Blick standzuhalten.

Der König bebte. »Haltet Ihr mich denn wirklich immer noch für einen kleinen Jungen? Wer hat denn Makrat zurückerobert? Wer hat euch hier zusammengebracht, so bald nach der Katastrophe im Land des Windes, während Ihr euch noch die Wunden geleckt und Euch verzweifelt gefragt habt, was denn nun aus uns werden soll?«

Einige Augenblicke blieb er stehen, dann nahm er wieder Platz.

»Wir leben in grausamen Zeiten. Aber wenn wir vergessen, wer wir sind, und uns der Mutlosigkeit ergeben, sind wir verloren. Die gesamte Aufgetauchte Welt wird zu einem einzigen Friedhof werden, wenn wir jetzt nicht fest zusammenstehen und gemeinsam eine Lösung suchen.«

Er holte tief Luft und versuchte, das leichte Zittern, das seine Hände befallen hatte, in den Griff zu bekommen. Dann wandte er sich an Theana.



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