Die Feuerbraut by Iny Lorentz

Die Feuerbraut by Iny Lorentz

Autor:Iny Lorentz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2008-02-05T05:00:00+00:00


VII.

Major Kiermeier saß mit hochgezogenen Schultern auf seinem Stuhl und hielt einen Bierkrug mit beiden Händen fest. Aber er trank nicht, sondern starrte düster ins Leere. »Frau Meinarda hat also das Haus deiner Großmutter verlassen!«

Es klang so entsetzt, dass Irmela es sich verkniff, ihn zu berichtigen und ihm zu sagen, es sei ihr Haus. Johannas Mutter hatte sich wie ein Blutsauger dort eingenistet, und es würde sie sicherlich viel Mühe kosten, die Frau daraus zu vertreiben. Für Johanna empfand sie eine gewisse Verantwortung, da sie die Tochter ihres Großvaters war, aber weder Zuneigung noch besondere Achtung. Wenn sie es genau betrachtete, wollte sie auch mit ihrer Tante nicht länger in einem Haushalt leben. Doch dieses Problem würde sich wohl über kurz oder lang lösen, da Steglinger Johanna heftig umwarb. Wenn sie ehrlich war, musste sie sagen: Sie vergönnte die beiden einander.

Sie bemerkte, dass ihre Gedanken wieder Flügel bekommen hatten, und neigte lächelnd den Kopf in Kiermeiers Richtung. »Freiin Meinarda ist fort und hat Frau Walburga mitgenommen. Soweit ich weiß, halten sie sich bei Verwandten der Teglenburgs in der Nähe von Wien auf. Ich habe vor, nicht sofort nach Passau zurückzukehren, sondern die beiden zu besuchen. Unsere gemeinsamen Erlebnisse verbinden uns stark, müsst Ihr wissen.«

Es war fast lächerlich zu sehen, wie die Augen des Majors bei ihren Worten aufleuchteten. »Ihr wollt zu Frau Meinarda fahren? Darüber wird sie sich bestimmt freuen. Könntet Ihr ein kleines Geschenk für ihren Sohn mitnehmen? Es ist nur ein schwedischer Helm, aber er wird dem Buben gewiss Freude machen.«

»Das tue ich gern.« Irmela lächelte freundlich und amüsierte sich insgeheim über den sonst so schneidigen Major, der sich jedes Mal wie ein tapsiger Bär benahm, wenn die Rede auf die Freiin kam. Wie es aussah, hatte Meinarda einen tiefen Eindruck auf den Major gemacht. Nun war sie seit über einem Jahr Witwe und zudem eine lohnende Partie. Natürlich konnte sie bei der Wahl ihres zweiten Gemahls höher greifen als zu einem Mann wie Kiermeier. Die Freiin würde, wie Irmela sie einschätzte, vor allem darauf achten, wer ihrem Sohn der beste Vater sein mochte. Das hatte der Major begriffen und tat alles, um sich ihr und dem kleinen Siegmar zu empfehlen.

»Bitte richtet Frau von Teglenburg meine Grüße aus«, setzte Kiermeier mit gepresster Stimme hinzu.

Irmela schüttelte innerlich den Kopf. Vor ihr stand ein Mann, der sich in mehr als einer Schlacht bewährt hatte, und er klang wie ein kleiner Junge, der Angst vor einem Gewitter hat. In ihren Augen waren Männer seltsame Geschöpfe, deren Tun und Lassen meist kaum zu verstehen war. Auch Fabian benahm sich seit Wallensteins Rückkehr sehr eigenartig. Immer wieder suchte er das Gespräch mit ihr, um es nach ein paar Worten abrupt abzubrechen und sie mit einer Ausrede zu verlassen. Dafür ging Gibichen ihr seit Tagen aus dem Weg, so als hätte sie ihn schwer gekränkt. Sie hätte Kiermeier am liebsten gefragt, warum die beiden sich so verändert hatten, doch der Major sah nicht so aus, als interessiere er sich für fremde Sorgen.

Aus diesem Grund schob sie ihre Probleme beiseite und nickte lächelnd.



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