Die Fee im Absinth (German Edition) by Janina Venn-Rosky

Die Fee im Absinth (German Edition) by Janina Venn-Rosky

Autor:Janina Venn-Rosky [Venn-Rosky, Janina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-26T23:00:00+00:00


Im nüchternen Licht des nächsten Morgens nahm ich mir so oft vor, diesem Chaos und dieser Unaufrichtigkeit ein Ende zu bereiten. Es waren zu viele Versprechen, die greifbar in der Luft hingen und doch verflogen, bevor sie ausgesprochen wurden. Ich wusste, dass diese Beziehung nicht gesund war, aber ich sah keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Es entstanden oft solch unwirkliche Situationen. Wenn wir alle gemeinsam frühstückten, nachdem ich zumindest einen Teil der Nacht in Carls Armen verbracht hatte, wusste ich oft kaum, wie mir geschah. Neben mir saß Bambi, unwissend und ausgeschlafen wie immer, reichte mir mit einem Lächeln ein Toastbrot und versuchte ein Gespräch mit mir anzufangen, während Carl ihr einen Kaffee kochte. Er setzte sich selten zu uns, da er nicht frühstückte und am frühen Morgen noch nicht groß zum Sprechen aufgelegt war. Dafür erzählte Bambi mir ausführlich, wie sie ihren Tag geplant hatte, wen sie treffen wollte und fragte, ob wir uns abends sehen würden. Nach dem Frühstück ging Carl dann meist mit Bambi aus dem Haus, die ihn auf dem Weg zur Arbeit in seinem Atelier absetzte, und ich machte mich auf den Weg in meine Wohnung, die mir unerträglich erschien, sobald ich sie nur betreten hatte. Ich wusste, ich sollte meine freie Zeit nutzen, um mir Gedanken zu machen über meine Zukunft, aber stattdessen verlor ich mich in sinnlosen Träumereien und Spekulationen über Carl, Bambi und mich, bis der Abend anbrach, und war froh, wenn ich endlich zur Arbeit gehen konnte, um der erstickenden Leere zu entgehen.

Ich war mir sicher, dass Bambi nichts von alledem ahnte, dafür war sie sich ihrer selbst viel zu sicher. Manchmal war ich kurz davor, ihr alles zu erzählen, um einmal durch diese Unbekümmertheit hindurchzudringen und sie dazu zu bringen, ihn zu verlassen. Aber ich hatte Angst, Carl würde mir das nicht verzeihen und das Risiko, ihn dadurch endgültig zu verlieren, wollte ich nicht eingehen. Oder aber sie würde ihn gar nicht verlassen und die beiden würden ihr Leben weiterführen wie bisher, nur dass ich kein Teil mehr davon wäre.

Auch Carl war zunehmend angespannt. Als ich ihn wieder einmal drängte, sich von Bambi zu trennen und nur mit mir zusammen zu sein, verlor er die Geduld und wurde aufbrausend: »Hör auf mich unter Druck zu setzen, Velda. Ich liebe dich, ich liebe dich mehr als Bambi, das weißt du, aber ich ertrage es nicht, dass du andauernd etwas von mir forderst, von dem du weißt, dass ich es dir nicht geben kann. Ich verdanke es Bambi, dass ich in der Lage bin, von meiner Arbeit leben zu können. Durch Bambi bin ich erst zu dem Mann geworden, den du liebst. Ohne sie wäre ich noch immer ein Niemand, und ich glaube nicht, dass du mich so lieben würdest. Velda, du bist ein Teil von mir, aber für meine Kunst würde ich alles aufgeben, auch mich selbst. Warum kannst du das denn nicht verstehen? Ich weiß, wie sehr du mich liebst, aber du willst mich nur für dich, meine Arbeit interessiert dich überhaupt nicht.



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