Die Farben der Magie by Terry Pratchett

Die Farben der Magie by Terry Pratchett

Autor:Terry Pratchett [Pratchett, Terry]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Fantasy, Scheibenwelt, calvin-epub
ISBN: 345308974X
Herausgeber: Wilhelm Heyne Verlag GmbH
veröffentlicht: 1992-01-27T10:29:46+00:00


»Was tun sie jetzt?« fragte der alte Mann. Die junge Frau blickte in die Kristallkugel. »Sie reiten randwärts und haben es offenbar sehr eilig«, antwortete sie. »Übrigens: Die Truhe mit den Beinen folgt ihnen noch immer.«

Der alte Mann lachte leise – ein eigenartiges, beunruhigendes Geräusch in der dunklen staubigen Gruft. »Intelligentes Birnbaumholz«, murmelte er. »Bemerkenswert. Ja, ich glaube, wir holen uns die Kiste. Bitte kümmere dich darum, meine Liebe – bevor die Fremden aus dem Einflußbereich deiner Macht entkommen.«

»Schweig! Oder…«

»Oder was, Liessa?« fragte der Alte. Er saß auf einem steinernen Stuhl, und das matte Licht gab seiner Haltung etwas Sonderbares. »Du hast mich schon einmal getötet, erinnerst du dich?«

Die junge Frau schnaubte abfällig, erhob sich und warf verächtlich das Haar zurück. Es glänzte rot, und an einigen Stellen zeigten sich blonde Strähnen. Aufgerichtet bot Liessa Wyrmgebieter einen beeindruckenden Anblick. Sie war fast nackt, abgesehen von einigen dünnen Streifen Kettenhemd und Reitstiefeln aus schimmernder Drachenhaut. In einem davon steckte eine ungewöhnliche Reitpeitsche: Sie war fast so lang wie ein Speer, und ihre Spitze wies kleine stählerne Stacheln auf.

»Meine Macht genügt bestimmt«, sagte sie kühl.

Die undeutliche Gestalt nickte oder wackelte zumindest. »Das behauptest du immer wieder«, sagte der Alte. Liessa schnaubte erneut und verließ die Kammer.

Der Vater sah seiner Tochter nicht nach. Es hätte ihm ohnehin einige Probleme bereitet – er war inzwischen seit drei Monaten tot, und deshalb ließ der Zustand seiner Augen eher zu wünschen übrig. Hinzu kam folgendes: Als (wenn auch toter) Zauberer der fünfzehnten Stufe hatten sich seine Sehnerven längst daran gewöhnt, in Sphären und Dimensionen zu blicken, die mit der normalen Realität kaum in Verbindung standen, und aus diesem Grund eigneten sie sich nicht besonders gut dafür, das rein Weltliche zu beobachten. (Früher hatten andere Leute des öfteren den Eindruck gewonnen, daß seine Pupillen achteckig waren und an die Facettenaugen von Insekten erinnerten.) Außerdem: Da er jetzt in der schmalen Nische zwischen der Welt der Lebenden und dem dunklen Kosmos des Todes verweilte, konnte er das ganze Universum der Kausalität betrachten. Deshalb setzte er seine beachtlichen Kräfte nicht dazu ein, mehr über die drei Reisenden herauszufinden, die derzeit verzweifelt versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Er hoffte nur, daß seine niederträchtige Tochter diesmal den Tod fände.



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