Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) by Halbach Karolina

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) by Halbach Karolina

Autor:Halbach, Karolina [Halbach, Karolina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838724522
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
veröffentlicht: 2013-05-16T22:00:00+00:00


Margarethe beobachtete, wie Wic sich langsam immer höher in die Luft schraubte. Das Falkenweibchen war ganz offensichtlich froh, endlich wieder außerhalb des Lustgartens und ohne die Halteleine zu fliegen. Margarethe hatte schon längere Zeit nicht mehr mit ihrem Vogel in die Wälder außerhalb der Stadtmauern reiten können. Erst heute war das kurzfristig möglich geworden. Margarethe hatte Margots Vater gebeten, sie auf ihrem Ausflug zu begleiten. Jetzt sahen sie gemeinsam zu, wie der Vogel ruhig und erhaben seine Kreise im Aufwind zog. Nach kurzer Zeit war nicht mehr von ihm zu sehen als eine daumennagelgroße Silhouette.

»Es gibt kaum etwas Anmutigeres als diesen Vogel«, lobte der Truchsess. Er sah müde aus. Die Gerichtstage waren ganz offensichtlich anstrengend gewesen. Zudem hatte er die halbe Nacht mit den Räten zusammengesessen. Es lag etwas in der Luft.

Margarethe hoffte nur, dass es zu keinen Unruhen kommen würde. Die Erfahrungen aus Prager Zeit genügten ihr vollends. So etwas wollte sie nicht noch einmal erleben. Doch jetzt galt es, anderes zu besprechen. Margarethe rechnete es Margots Vater hoch an, dass er trotz aller Arbeit ihrer Bitte gefolgt war und sich Zeit für sie genommen hatte. Gesagt hatte er noch nichts, vielmehr schien er den Ausflug zu genießen. Seine Wangen hatten sich gerötet und seine Falten geglättet, seit sie die Mauern der Stadt hinter sich gelassen hatten. Nun hatten sie auf einer Lichtung, die Wics bevorzugtes Jagdgebiet war, haltgemacht, um dem Vogel Gelegenheit zu geben, auf die Beiz zu gehen. Margarethe und der Truchsess ließen den Pferden die Zügel lang, damit sie ein wenig grasen konnten, blieben jedoch im Sattel sitzen. Die beiden Rösser schnaubten kurz und taten sich dann am frischen Gras gütlich, das nach einem heftigen Regenschauer zwei Tage zuvor reichlich spross.

»Wic ist ein unglaublicher Vogel. Jedes Mal, wenn ich sie fliegen sehe, denke ich daran, wie ihre Eltern einst über die Moldau gestrichen sind«, begann Margarethe nach einer Pause.

»Ich vermute, in diesen Gedanken liegt ein wenig Wehmut wie in allen Kindheitserinnerungen?«

»Zugegeben, wir waren damals voller Illusionen und Tatendrang.«

»So wie die meisten jungen Leute in dem Alter. Nun denn, welcher Eurer Schützlinge ist es, der Euch Kummer bereitet, Margarethe? Elisabeth? Möchtet Ihr von der Aufgabe als Gouvernante entbunden werden?«

Lächelnd sah die Rothaarige den Truchsess an. Was für ein gescheiter Mann er doch war! Natürlich war ihm klar, dass sie nicht aus Kurzweil um den Jagdausflug gebeten hatte. Dann wurde sie ernst. »Nein, es ist Margot, um die ich mich sorge«, erklärte sie.

Bischishausen machte ein erschrockenes Gesicht. »Was ist mit ihr?«

Margarethes Magen zog sich zusammen. Keinesfalls konnte sie dem Truchsess berichten, dass sie ihre Freundin allein mit dem Sachsenheim in der Laube erwischt hatte. Doch zugleich stand sie bei Bischishausen im Wort. Sie hatte versprochen, auf seine Tochter ein wachsames Auge zu haben. »Ich habe das Gefühl, dass sie langsam erwachsen wird«, versuchte es die Hofdame diplomatisch.

Der alte Herr sah die Rothaarige erwartungsvoll an. »Nun, dass sie nicht mehr mit Puppen spielt, ist auch mir nicht entgangen. Was ist es also, was Ihr mir sagen wollt?«

Sie musste offenbar deutlicher werden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.