Die Fahrt nach Feuerland by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-09-29T04:00:00+00:00
Sie kamen nach zwei Stunden, schwer bepackt, zum Boot zurück.
So trostlos dieser Fischerort Tarrafal inmitten der vulkanischen Landschaft auch war, er besaß drei markante Punkte: eine Kirche aus der portugiesischen Kolonialzeit, eine Bar und einen Supermarkt. Er gehörte einem Mann, der sogar leidlich französisch sprechen konnte. Er empfing Helena und Lucrezia wie zwei Königinnen, die einen Staatsbesuch absolvieren: »Mein Geschäft gehört Ihnen, mesdames!« Das war weniger ein Angebot als die Hoffnung, nun mehr Escudos einzunehmen als sonst in einem ganzen Monat. Er täuschte sich nicht. Helena und Lucrezia kauften alles von ihrer Liste herunter: vom Frischwasser in vakuumverschraubten Plastikflaschen bis zu Instantsuppen aus Erbsmehl und Linsenmus. Für Trosky ließen sie einen Karton mit zwölf Flaschen Whisky einpacken, und Helena, praktisch wie immer denkend, kaufte sogar zwei Tönnchen Waschmittel.
»Wenn Trosky das sieht, fliegt es über Bord!« sagte Luzi ahnungsvoll. »Waschpulver! Der rechnet aus, daß man für dieses Gewicht noch weitere sechs Flaschen Whisky hätte einpacken können! Wir haben sowieso zuviel eingekauft!«
»Ich kann nicht in stinkender Wäsche herumlaufen!« sagte Helena stur. »Aber auf Alkohol kann ich verzichten!«
»Großer Waschtag auf dem Atlantik, wie? Wäscheflattern vor Feuerland.«
»Warum nicht?«
»Wir werden andere Sorgen haben als einen verschmutzten Hemdkragen.« Lucrezia hob resignierend die Schultern. »Aber bitte! Du bist die Chefin …«
Helena, die gerade die Inschrift einer Konservenbüchse entzifferte, drehte sich schnell herum. Sie sah noch, wie Luzis Augen funkelten. Aber sie veränderten sich sofort, wurden wieder groß und rund, erfüllt von kindlichem Staunen, Lucrezias Spezialität, mit der sie bei allen Männern den Beschützerinstinkt weckte.
»Was soll das heißen?« fragte Helena hart. Luzi hob die schmalen Schultern und lächelte kindhaft.
»Das wissen wir doch alle.«
»Was wißt ihr?«
»Wir sind doch nicht blind!«
»Aber selten dämlich.«
»Mag sein.« Lucrezia grinste. »Aber nicht dämlich genug, um nicht zu sehen, daß ihr euch liebt.«
»Blödsinn!«
»Ihr seht euch an wie Verhungerte, die vor einer Sahnetorte stehen.«
»Barer Unsinn!«
»Unsinn ist es, daß ihr noch getrennt in den Kojen liegt. Ich würde schon lange bei Peer schlafen wollen, schon seit der ersten Nacht an Bord! Aber er will mich nicht, er will dich! Du lieber Himmel, ist das eine Schande? Wenn ihr so tut, als sei die Welt ein Kloster – ihr macht euch doch nur lächerlich! Tut endlich das, wovon ihr jede Nacht träumt!«
»Damit du mit gutem Gewissen zu Jan kriechen kannst.«
»Der?? Der ist nicht mein Typ! Ich liebe zärtliche Männer, nicht solche, die nur ihre Muskeln zeigen wollen.« Ihre kindlichen Kulleraugen wurden verträumt. Es war erstaunlich, was sie mit ihrem Gesicht anstellte, es konnte die Stimmung wechseln wie ein Chamäleon seine Farben. »Nur – wenn ich darüber nachdenke, daß jetzt über viele Wochen nirgendwo ein zärtlicher Bär aufzutreiben ist …?«
»Wenn das deine ganze Sorge ist!«
»Sie ist jedenfalls ernster zu nehmen als deine Waschprobleme.« Lucrezia ging mit wiegenden Hüften an den Regalen entlang, blieb vor einer ›Kosmetikabteilung‹ stehen, die billigste Parfüms und Make-ups enthielt, und kaufte eine große Flasche Maiglöckchenparfüm, dazu drei grellrote Lippenstifte, Wangenrouge und Wimperntusche. »Jedem das Seine«, sagte sie und lachte. »Du schrubbst die Wäsche, ich male mich an! O Gott, wird das eine verrückte Fahrt werden!
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