Die Erben von Midkemia 2 by Feist Raymond

Die Erben von Midkemia 2 by Feist Raymond

Autor:Feist, Raymond
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-05-03T16:00:00+00:00


Als der Morgen kam und die Sonne noch nicht einmal den Horizont erreicht hatte, regte sich Natalia, als Tal versuchte, sich von ihr zu lösen. Sie erwachte und klammerte sich an ihn. »Geh nicht.«

»Ich muss. Wenn dein Bruder mich ruft, wäre es für alle besser, wenn der Page mich in meinen Gemächern fände.«

»Wie lästig«, sagte sie schmollend. Manchmal wirkte sie wie ein kleines Mädchen.

Während er sich anzog, blieb sie auf dem Rücken liegen und starrte den Betthimmel an. »Manchmal wünschte ich, du wärst ein Fürst oder zumindest ein mächtiger Herzog, Tal.«

»Warum?«

»Dann würde mein Bruder vielleicht unserer Heirat zustimmen.«

Bei diesen Worten spürte Tal ein unerwartetes Stechen in der Magengegend. Er drehte sich um und sagte: »Natalia …«

Sie lachte. »Schau nicht so entsetzt drein, Tal.« Sie setzte sich auf und zog ein Kissen an die Brust. »Ich bin nicht in dich verliebt.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich glaube nicht, dass ich mich in irgendwen verlieben könnte. Ich glaube, das wurde aus mir herausgezüchtet. Und ich weiß, dass du nicht in mich verliebt bist. Wir sind wohl beide nicht von dieser Art. Aber es macht Spaß, mit dir zusammen zu sein. Wenn ich schon einen Mann heiraten muss, den ich nicht liebe, sollte es wenigstens einer sein, mit dem ich ein bisschen Spaß haben kann. Du weißt so viel und hast für einen so jungen Mann schon so viel geleistet. Und ich denke, du könntest … etwas Besonderes sein.«

»Du schmeichelst mir, Natalia.«

»Ja, das tue ich, aber du hast es verdient. Du bist der jüngste Mann, der je das Turnier der Meister gewonnen hat – ich habe einen Schreiber Nachforschungen anstellen lassen. Und wie du Kaspar vor diesem Bären gerettet hast! Du sprichst viele Sprachen, du kennst dich mit Essen und Wein aus, und was tust du sonst noch? Kannst du musizieren?«

»Eher schlecht als recht«, gab Tal zu, während er die Stiefel anzog.

»Was sonst?«

»Ich male ein wenig.«

»Dann musst du mein Porträt malen!«, sagte sie vergnügt. »Siehst du, du bist so vieles, was die meisten Männer in meinem Leben nicht sind. Du bist nicht langweilig. Ich langweile mich nie, wenn du bei mir bist. Du solltest etwas wirklich Großes vollbringen, Talwin Hawkins, damit mein Bruder unserer Heirat zustimmen muss. Geh, erobere ein Land oder entthrone eine Dynastie für Kaspar.«

Tal lachte. Die ungewöhnlich romantische Stimmung der jungen Frau amüsierte ihn. »Dein Bruder würde vielleicht zustimmen, wenn ich ihm eine Nation zu Füßen legen könnte. Aber solange das nicht der Fall ist, müssen wir wohl planen, in der Zukunft getrennter Wege zu gehen.«

Als er aufstehen wollte, sprang sie vor und schlang ihm die Arme um die Schultern. »Aber erst in sehr ferner Zukunft, Tal. Ich mag vielleicht nicht imstande sein zu lieben, aber wenn ich es könnte, wärst du es, den ich lieben würde. Zutiefst und aus ganzem Herzen.«

Einen kurzen, unangenehmen Moment lang wusste Tal nicht, was er sagen sollte. Er hatte mit vielen Frauen geschlafen, aber er behauptete nicht, sie darüber hinaus verstehen zu können. Das hier war etwas, dem er noch nie begegnet war.



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