Die Entscheidung der Magd by Marion Henneberg

Die Entscheidung der Magd by Marion Henneberg

Autor:Marion Henneberg [Henneberg, Marion]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2017-03-23T23:00:00+00:00


Am nächsten Morgen machte sich Robert gleich nach dem Frühstück wieder auf den Weg zur Burg, wo der Herzog ebenfalls noch mit dem morgendlichen Mahl beschäftigt war. Er lud Robert mit einer Handbewegung ein, ihm Gesellschaft zu leisten.

»Schön, dass Ihr schon so früh eintrefft. Hoffentlich habe ich Eure Pläne gestern Abend nicht zu sehr durcheinandergebracht. Da wir uns normalerweise bereits mitten in den Vorbereitungen für den Feldzug befinden würden, gehe ich jedoch davon aus, dass Eure Angelegenheit Aufschub erdulden kann.«

Robert nickte kurz, erwiderte aber nichts darauf. Da er sich immer noch in den Diensten des Herzogs befand, hatte er sowieso keine andere Möglichkeit.

»Wie Ihr vernommen habt, wurde der Erzbischof von Bremen aufgehalten. Er befindet sich im Augenblick in Stade, und ich bitte Euch, seinen Neffen dorthin zu begleiten. Es ist nicht so, dass ich ihm nicht traue, jedoch gehöre ich zu den Menschen, die wichtige Mitteilungen gerne von Boten überbringen lassen, die mein Vertrauen voll und ganz genießen.« Herzog Heinrich übergab Robert ein zusammengefaltetes Pergament, das mit dem Siegel des Herzogs verschlossen war.

Der Ritter nahm es entgegen und blickte gedankenverloren auf den aufrecht stehenden Löwen. »Wann soll ich aufbrechen, Euer Hoheit?«

»Am besten gleich, allerdings ist der Neffe des Erzbischofs erst gegen Mittag bereit, denn er besitzt zu meinem Leidwesen eine ausgeprägte Verträumtheit. Deshalb obliegt es Euch, ihn auf Eurem Weg zur Eile anzutreiben, und nachdem Ihr die Antwort erhalten habt, solltet Ihr schnellstmöglich den Heimweg antreten. Gute Reise, Ritter.«

Robert dankte ihm, stand auf und verbeugte sich, bevor er den Raum verließ. Er hatte mit seiner Vermutung also richtig gelegen und kochte nun vor Wut, denn die letzten Stunden hatte er damit verbracht, sich das Wiedersehen mit Eilika auszumalen. Selbst für die Möglichkeit, dass sie noch immer wütend auf ihn war, hatte er sich etwas zurechtgelegt. Auf dem Hof trat er mit voller Wucht gegen einen Holzeimer, der gegen eine Mauer prallte und zerbrach. Robert blieb stehen und atmete tief durch. Es half alles nichts, auch seine Wut konnte nichts an der Situation ändern. Jetzt musste er nur noch Ingulf davon in Kenntnis setzen, dass er ihn auf seiner Reise nicht begleiten konnte. Er ahnte, dass es sich dabei um kein leichtes Unterfangen handeln würde.

Wider Erwarten war der Junge jedoch gar nicht enttäuscht, denn er hatte sich mit Wenzel angefreundet, und die Aussicht, wieder tagelang im Sattel zu sitzen, erschien ihm nicht besonders verlockend. Lediglich die Mitteilung, dass Hartwig mit seiner Ausbildung fortfahren würde, dämpfte seine Freude, denn Ingulf hatte immer noch ein wenig Angst vor dem großen Ritter, der ihn an einen Bären erinnerte. Doch als er hörte, dass Hartwig sich weigerte, ihm das Schwimmen beizubringen, wurde dieser ihm gleich sympathischer. Robert konnte sich über so viel Ignoranz nur wundern.

Gegen Mittag, Ingulf hatte inzwischen seine wenigen Habseligkeiten ins Zelt Hartwigs und seiner Brüder gebracht, verstaute Robert seine Reiseutensilien auf Alabasters Sattel und machte sich auf den Weg zur Burg. Er musste noch einige Zeit im Burghof auf seinen Reisebegleiter und dessen Knappen warten, und nachdem die beiden ebenfalls reisefertig waren, stand der Neffe des Erzbischofs unschlüssig neben seinem Pferd.



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