Die Entfuehrung der Wochentage 2 - Verraten und entfuehrt by Lena Kleine

Die Entfuehrung der Wochentage 2 - Verraten und entfuehrt by Lena Kleine

Autor:Lena Kleine [Kleine, Lena]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-06T22:00:00+00:00


Verlust

Sofia hatte währenddessen mit weichen Knien neben Jack gestanden. Mit jeder Sekunde, in der Tristan ihr nicht zur Hilfe geeilt war, versank sie tiefer in einem schwarzen Strudel der Sinnlosigkeit, der Energie raubender als der Sog des Meeres war, der sie fast das Leben gekostet hätte.

Mit einer solchen Herz- und Interessenlosigkeit hatte sie nicht gerechnet. Sie war Tristan schlichtweg egal. Völlig aufgelöst schluchzte sie, lediglich Jack schenkte ihr ein wenig Trost, indem er sie sanft gegen seine Schulter drückte und sie mit seinem Arm umschlungen hielt. Sie konnte die Tränen nicht vom Fließen stoppen, und auch wenn ihr körperlich kein Leid zugefügt worden war, da der Lord die Aktion rechtzeitig abgebrochen hatte, schien es ihr, als sei sie ernsthaft verwundet worden.

»Tristan«, schniefte sie leise, sodass es wirklich nur Sommersons Diener hören konnte, der direkt neben ihr stand und nicht von ihrer Seite wich. Konfus verfolgte sie mit, wie man ihren geliebten Sklaven nach draußen verfrachtete. Sie kapierte die ganze Situation, die gerade passiert war, nicht. So wiederholte sie ständig: »Was ist los? Warum? Ich verstehe es nicht…«

Der Lord blickte sie traurig an, im Gegensatz zu ihr wusste er, weshalb dies alles geschehen war. Es stimmte ihn melancholisch, sie so zu sehen, aber insgeheim war er auch erleichtert, denn er hatte erreicht, was er bezweckt hatte: Sie begann, an Tristan zu zweifeln und sich von ihm zu lösen.

Er nickte seinem Diener unauffällig zu, der den stummen Befehl seines Herrn sofort in die Tat umsetzte.

»Komm, Kätzchen, wir gehen wieder ins Bett.«

Aber sie sträubte sich gegen Jacks Aufforderung und stemmte ihre Füße in den Boden. Sie wollte zuerst eine plausible Erklärung für Tristans Verhalten finden, ehe sie den Ort des Geschehens verlassen konnte.

»Es ist nicht die richtige Zeit, jetzt das Wildkätzchen zu spielen«, raunte Jack in ihr Ohr und schob sie mit sanfter Gewalt vorwärts.

»Ich kann nicht«, wisperte Sofia und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Diener, der inzwischen schon grober wurde.

»Willst du, dass ein Wächter sich um dich kümmert?«, flüsterte er aufgebracht. Nein, das wollte sie nicht. Daher schüttelte sie ihren Kopf.

»Gut, dann folge mir jetzt. Wenn du brav bist, werde ich dir vielleicht ein Geheimnis verraten, dass Tristans Verhalten erklären könnte.«

Mit gebrochenem Herzen, aber auch neugierig geworden, tapste sie Jack hinterher, der sie zurück in ihr Zimmer führte. Dabei wartete er geduldig, bis sie einen Fuß vor den anderen setzte. Die Medikamente machten sie langsam und torklig, aber auch der in ihr entfachte Schwermut trug zu ihrem Schleichen bei.

Als sie endlich das Zimmer erreicht hatten, war eine Ewigkeit vergangen, aber Jack wirkte immer noch bemüht zuvorkommend. Er hievte sie ins Bett, ging zu den Fensterläden, schloss sie und verriegelte sie mit einem Schloss. Er lächelte Sofia entschuldigend an, als er ihren mürrischen Blick auffing.

»Tut mir Leid, aber deine Vorliebe für Kletterpartien muss ich fortan leider unterbinden. Du siehst ja, wohin uns das geführt hat, nicht wahr?«

Ja. Es hatte zu unsäglichem Leid geführt. Aber ihre Hoffnung ruhte noch auf der versprochenen Antwort des Dieners, so ging sie vorerst nicht auf seine Frage ein, sondern stellte im Gegenzug selbst eine: »Ich war artig.



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