Die Endzeit Chroniken - Daemon (German Edition) by Carsten Fischer

Die Endzeit Chroniken - Daemon (German Edition) by Carsten Fischer

Autor:Carsten Fischer [Fischer, Carsten]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00


Sie war nicht in Sicherheit.

8. Daemon

Cassidy hatte sich bei ihrer Ersteinschätzung gewaltig geirrt. Der Laborkomplex war alles andere als leblos. Je tiefer sie in die dunklen Katakomben vorstieß, desto feuchter wurde die Luft; allerdings nicht im negativen Sinne. Sie wurde frischer und sauberer, wie bei einem Spaziergang durch ein Treibhaus. Die Wissenschaftler dieser Abteilung hatten sich mit Pflanzen beschäftigt. Alles von Moosen über Kräuter bis hin zu Wurzelgeflechten bevölkerte die Flure. Der Wassereinbruch hatte den Wildwuchs jeder Art begünstigt, die nicht auf Sonnenlicht angewiesen war. Dadurch entstanden bizarre Gebilde von abgestorbenen Sträuchern, auf deren verholzten Ästen sich unterirdische Pilzkolonien tummelten. Knorrige Wurzeln hatten im Laufe der Jahrzehnte ganze Risse in die Betonwände gesprengt. Schimmelgeflechte wucherten zwischen den Gebeinen eines vor langer Zeit gestorbenen Menschen.

Die beeindruckende Artenvielfalt hatte allerdings einen entscheidenden Nachteil für jeden Besucher. Es verging keine Sekunde, in der Cassidy nicht irgendetwas unter die Laborkittel krabbelte. Wie auf glühenden Kohlen hüpfte sie von einem Bein aufs andere. Kleine Armeen von Kellerasseln, Schaben, Spinnen und Tausendfüßlern lebten in Symbiose mit den eng verwachsenen Pflanzen. Sie sahen überhaupt nicht ein, dass Cassidy quer durch ihr Reich trampelte. Am liebsten hätte sie ihr festes Schuhwerk wieder angezogen, Feuchtigkeit hin oder her!

Die meisten Wegweiser waren längst überwuchert worden, aber zum Glück machte Leons elektronische Karte inzwischen Sinn. Cassidys Überquerung der Brücke hatte sie ihre Position relativ genau eingrenzen lassen. Sie befand sich auf Ebene Zweiundzwanzig und steuerte bereits in die richtige Richtung. Den zentralen Lastenaufzug konnte man im riesigen Zugangsturm nicht übersehen. Um ihn zu erreichen, musste sie jedoch zwei Abteilungen durchqueren.

Die Pflanzenforschung ließ sie in Rekordzeit hinter sich und riss dabei allerlei Gestrüpp aus den Wänden, von dem sie nicht sicher war, ob es sich um Kabel oder Zweige handelte. Erst als Cassidy den Ausgang erreicht hatte, stoppte sie für eine Atempause. Die widerstandsfähigen Gewächse kümmerten sich natürlich nicht um willkürlich gezogene Laborgrenzen und hatten sich längst darüber hinaus ausgebreitet. Etwa zwanzig Meter weit in die benachbarte Sektion hinein ebbte die Vegetation allmählich ab. Es stand zwar außer Frage, dass sie irgendwann die gesamte Basis in Beschlag nehmen würde, aber zunächst war Cassidy wieder allein. Sie begnügte sich nicht mit dem Ausschütteln ihrer Kittel, sondern zog sich bis auf die Unterwäsche aus, um absolut sicherzugehen, dass sich nicht doch noch irgendeine Spinne in ihrer Kleidung versteckte.

Die benachbarte Abteilung bestand hauptsächlich aus Computerarbeitsplätzen zur Datenverarbeitung. Die Architekten der McKnight Air Force Base trennten die Forschungsbereiche absichtlich mit unbedenklichen Bereichen voneinander ab, um Kontaminationen zu erschweren. Auf dem Verbindungsflur entdeckte Cassidy zwei Fahrstuhlschächte im blinkenden Licht der roten Warnleuchten an den Wänden. Bei einem standen die Türen offen und sie riskierte einen Blick hindurch. Der Förderkorb hing nur eine Etage über ihr schräg fest. Vermutlich waren die Stahlseile gerissen und er hielt sich nur noch an seinen Notbremsen in der Luft.

Cassidy überlegte, ob sie vielleicht schon hier den Abstieg wagen sollte. Sie steckte ihren Kopf tiefer in den Schacht und blickte nach unten. Trotz ihrer Hightechbrille konnte sie den Boden nicht mal erahnen und verwarf den Plan wieder.



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