Die Dunkelheit jenseits der Sterne by Robinson Frank M

Die Dunkelheit jenseits der Sterne by Robinson Frank M

Autor:Robinson, Frank M. [Robinson, Frank M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-05T08:53:51+00:00


Für Ophelia war ich das Verbindungsglied zu Hamlet gewesen, die lebende Erinnerung – bis zu jener Schlafperiode, als ich seinen Platz einzunehmen versucht hatte und sie schließlich erkannte, daß Hamlet für immer von ihr gegangen war.

Ich hatte in Ophelia die Erinnerungen an einen Hamlet wachgerufen, den sie vergessen wollte. Was ich allerdings nicht gewußt hatte, was auch die Träume mir nicht verraten hatten, war, daß Hamlet und Tybalt um Ophelia konkurriert hatten und daß Tybalt den kürzeren gezogen hatte. Nachdem Hamlets Gedächtnis gelöscht worden war, hatte jemand, der aussah wie er, seinen Platz eingenommen. Meine Identität als Hamlet war unwiederbringlich verloren, obwohl Ophelia vielleicht doch noch Hoffnungen gehegt hatte – bis zu dem Moment, als sie aufwachte und einen Hochstapler neben sich fand.

Danach ertappte ich sie dabei, wie sie Tybalt mit einem ebenso nachdenklichen wie zärtlichen Blick bedachte. Er hatte früher mit ihr eine Beziehung eingehen wollen und war gleichzeitig Hamlets bester Freund gewesen. Nun war nicht mehr die Zeit für Romanzen, doch Tybalt und Ophelia machten das Beste daraus. Die Liebe machte Ophelia zugänglicher, sie nahm ab, und ihre Züge wurden weicher. Tybalt hingegen wirkte jünger und weniger pessimistisch. Er achtete nun mehr auf sein Äußeres und kokettierte nicht mehr mit dem verkrüppelten Bein. Er stutzte und färbte den Bart, und in der ›Ge-Plus‹-Sporthalle hinkte er kaum noch.

Ein Dutzend Perioden, nachdem sie zueinandergefunden hatten, machten beide einen gereizten und zerstreuten Eindruck. Sie waren ihre Beziehung eher aus dem Bauch heraus eingegangen, und das wußten sie auch, obwohl sie es sich nicht eingestehen wollten. Ophelia war eine Anführerin der Meuterei – falls sie wirklich ausbrach –, und Tybalt war einer der treuesten Anhänger des Kapitäns. Ich wußte gleich, daß sie versuchen würden, den jeweils anderen zu bekehren, wenn sie sich auch noch so oft schworen, dieses Thema nie zu erwähnen.

Irgendwann bat Tybalt mich, nach der Schicht zu ihm zu kommen. Ich stimmte widerwillig zu, denn ich wußte, worum es ging. Seine Kabine war genauso spartanisch eingerichtet wie die anderen: es gab einen Spind, eine Hängematte, ein paar Wandteppiche an den Schotts und ein halbes Dutzend Handbücher auf einem Regal. Ich nahm die Maske ab, um die Virtuelle Realität zu sehen, in der Tybalt lebte. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß die Kabine sich nicht verändert hatte. Ich erriet, was geschehen war und fragte: »Kannst du die Virtuelle Realität wiederherstellen?«

Er zuckte die Achseln und drückte mit dem Daumen auf die Sensorfläche. Augenblicklich hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Nebelschwaden wirbelten um meinen Kopf, und wenn die Virtuelle Realität Wirklichkeit gewesen wäre, dann wäre ich an Methangas erstickt. Ich stand in einem Tal mit wahllos verstreuten Felsen, und die rötliche Sonne stand tief am Himmel.

Dann lichtete der Nebel sich, und ich erkannte das fremde Raumschiff, das ungefähr einen Kilometer entfernt am Berg zerschellt war. In der Mitte war es wie ein großer Bumerang durchgebogen. Durch die Korrosion hatte es sich olivgrün verfärbt, und auf beiden Seiten befanden sich deutlich sichtbare Luken, durch die die Aliens das Schiff verlassen hatten.



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