Die Dritte Genesis-Akte by Charles Grant

Autor:Charles Grant [Grant, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-06T16:00:00+00:00

Alan Morgan wirkte nicht halb so gewaltig wie seine Stimme. Er fegte ins Zimmer, den Mantel theatralisch um die Schultern gehängt, und marschierte direkt auf den Safe zu.

»Mein Gott«, erklärte er Blaine, »es tut mir so entsetzlich leid. Ich war ja völlig gedankenlos. Wirklich völlig. Was Sie jetzt von mir denken müssen!« Er warf seinen Mantel im Vorbeigehen auf den Schreibtisch. »Rosalind, sei so lieb, und kümmere dich darum, ja? Bridges ist aus irgendeinem Grund außer Fassung. Es muß dieses verdammte Wetter sein, so dämmrig und kalt immerzu.«

Ein dichter brauner Haarschopf, ein kurzgeschnittener Bart, der die Wangen frei ließ, und ein Schnurrbart, so dünn wie seine Oberlippe; ein Tweed-Jackett mit rehbraunen Ellenbogenschonern, dunkelgrüne Krawatte zur passenden Weste und weite Hosen, die sich beim Gehen kaum bewegten: das war Alan Morgan.

Der Hausherr drückte Blaines Schulter, wie um einen Trauernden zu trösten, dann zog er die Hosenbeine an und hockte sich vor den Safe. »Der Verkehr«, sagte er und blies sich über die Fingerspitzen der rechten Hand. »Wissen Sie, Taylor, es ist schon so weit gekommen, daß ich tatsächlich über einen Hubschrauber nachdenke. Wir haben weiß Gott genug Platz für einen – wie sagt man? – Landeplatz. Was halten Sie davon? Wäre das Protzerei? Oder zu yuppiehaft?«

Er holte einen Schlüssel aus der Westentasche und steckte ihn in das winzige Schlüsselloch neben dem Ziffernrad, das er zu drehen begann, wobei er über die Zahlenfolge einen Moment unschlüssig zu sein schien. »Ich muß diese verdammte Kombination in den nächsten Tagen mal ändern. Irgend etwas Einfaches, einen Geburtstag. Vielleicht den von Rosalind. Obwohl sie dann natürlich alle meine Geheimnisse erfährt«, meinte Morgan lachend.

»Vater«, protestierte sie, aber nicht besonders ernst.

Langsam hängte Blaine seinen Mantel über die Stuhllehne, beugte sich vor und rieb sich dabei die Hände.

Rosalind nahm die Brille ab und setzte sie wieder auf. »Vater?«

»Jetzt nicht, Liebes. Siehst du nicht, daß ich versuche, mich zu konzentrieren?«

»Vater«, sagte sie noch einmal, ernster.

»Liebling, ich hab' es gleich. Und du weißt doch, daß Taylor –«

»Vater«, fauchte sie, »du hast dich noch nicht mit Taylors Partner bekannt gemacht. Du bist einfach an ihm vorbeigegangen, ohne ihn überhaupt zu sehen.«

Morgan blickte auf. Für einen Moment schien er zu erstarren, dann stützte er sich mit einer Hand oben auf dem Safe ab und erhob sich, während er sich zugleich umdrehte. »Oh, ja«, sagte er. »Oh, ja, natürlich.«

Proctor blieb, wo er war, und Morgan machte keine Anstalten, auf ihn zuzukommen und ihm die Hand zu geben.

Statt dessen nickte er nur zur Begrüßung. »Ah, ja. Der … Geisterjäger.«

Der Hausherr lächelte, der Ton war genau passend, aber Proctor konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob die anderen die völlige Verachtung bei Morgan bemerkten – er sah ihn an, aber er nahm ihn nicht wahr; für Alan Morgan war der Black-Oak-Chef kaum mehr als ein weiterer Diener.

»Alan«, sprach Blaine in die Stille hinein, die Proctor sich zu brechen weigerte. »Alan, das Album, bitte.«

Morgan reagierte nicht sofort, aber dann entwickelte er eine plötzliche Betriebsamkeit. Seine Körpersprache schien kurz eine Entschuldigung dafür auszudrücken, daß er wieder an die Arbeit mußte.

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