Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes by David Gemmell

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes by David Gemmell

Autor:David Gemmell [Gemmell, David]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-02T05:00:00+00:00


Ekodas schlief unruhig. Shias Worte verfolgten ihn wie ein Fluch. Er träumte von ihr, wachte oft auf, und sein Körper war verkrampft vor unterdrückter Leidenschaft. Er versuchte zu beten, und als das nichts nützte, wiederholte er die längsten, kompliziertesten Meditations-Mantras. Eine Zeitlang hielt seine Konzentration an. Doch dann stellte er sich ihre Elfenbeinhaut vor, golden übertönt, und ihre dunklen, mandelförmigen Augen …

Eine Stunde vor Morgengrauen stand er lautlos auf und bewegte sich vorsichtig, um die fünf Brüder nicht zu wecken, mit denen er den kleinen Schlafsaal teilte. Er nahm ein frisches weißes Gewand aus der Lade unter seinem Bett, zog sich rasch an und ging hinunter in die Küche.

Der dicke Merlon war schon dort und zog die groben Leintücher von einigen großen runden Käselaiben. In der anderen Ecke überwachte Glendrin das Backen, und der Duft nach frischem Brot erfüllte den Raum.

»Du bist früh auf«, sagte Merlon, als Ekodas eintrat.

»Ich konnte nicht schlafen«, gestand er.

»Ich würde liebend gern noch eine Stunde schlafen, Bruder«, sagte Merlon seufzend.

»Dann tu’s«, antwortete Ekodas. »Ich übernehme deine Arbeit.«

»Ich werde zehn Fürbitten für dich sprechen, Ekodas«, strahlte Merlon, umarmte den kleineren Mann und schlug ihm auf den Rücken. Merlon war groß, wurde mit seinen sechsundzwanzig Jahren bereits kahl, und seine Kraft war ungeheuer. Die anderen Priester spotteten liebevoll über seinen gewaltigen Appetit, aber tatsächlich war nur wenig Fett an ihm, außer seinem Bauch, und Ekodas hatte fast das Gefühl, zerquetscht zu werden.

»Genug, Merlon!« japste er.

»Ich sehe dich beim Frühstück.« Merlon gähnte und ging davon zu den Schlafräumen.

Glendrin warf einen Blick nach hinten. »Hol mir das Tablett und die Stange, Ekodas!« rief er und entriegelte die riesige Ofenklappe.

Die zweizinkige Stange hing an einem Haken an der anderen Wand.

Ekodas hob sie herunter, befestigte die Zinken an einer geriffelten Metallplatte und reichte Glendrin das Werkzeug. Mit einem Tuch, um seine Hände zu schützen, riß er die Ofenklappe auf; dann stieß er die Stange hinein, so daß die Platte unter die drei goldbraun gebackenen Laibe glitt. Er zog sie heraus, und Ekodas, der weiße Wollhandschuhe übergezogen hatte, nahm das Brot und legte es auf den langen Küchentisch. Insgesamt waren es zwölf Laibe, und ihr Duft ließ Ekodas glauben, er hätte seit einer Woche nichts mehr gegessen.

»Merlon hat die Butter gestoßen«, sagte Glendrin und setzte sich an den Tisch. »Aber ich wette, er hat die Hälfte davon gegessen.«

»Du hast Mehl im Bart«, sagte Ekodas. »Das macht dich älter, als du bist.«

Glendrin grinste und rieb sich den roten, dreifach gegabelten Bart. »Glaubst du, die Frau wurde uns geschickt?« fragte er.

Ekodas zuckte die Achseln. »Wenn ja, dann nur, um mich im Traum zu verfolgen«, antwortete er.

Glendrin kicherte. »Du brauchst die zehn Fürbitten, die Merlon dir versprochen hat«, sagte er und drohte seinem Freund mit dem Zeigefinger. »Fleischliche Gedanken sind eine Sünde.«

»Wie gehst du damit um?« fragte Ekodas.

Glendrins Lächeln schwand. »Gar nicht«, gestand er. »Laß uns weitermachen.«

Gemeinsam bereiteten sie den Käse vor, holten frisches Wasser vom Brunnen und trugen die Mahlzeit in den Speisesaal, wo sie den Tisch mit Tellern und Besteck, Bechern und Krügen deckten.



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