Die Dreigroschenoper - der Erstdruck 1928 by Brecht Bertholt

Die Dreigroschenoper - der Erstdruck 1928 by Brecht Bertholt

Autor:Brecht, Bertholt [Brecht, Bertholt]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-22T16:00:00+00:00


NR. 14. EIFERSUCHTSDUETT.

(Lucy und Polly.)

LUCY Komm’ heraus, du Schönheit von Soho,

Zeig’ doch einmal deine hübschen Beine!

Ich will auch mal was Schönes sehen,

Denn so schön wie du gibt es doch keine!

Du sollst ja auf meinen Mac solch einen Eindruck machen!

POLLY Soll ich das, soll ich das?

LUCY Na, da muß ich aber wirklich lachen.

POLLY Mußt du das, mußt du das?

LUCY Ha, das wäre ja gelacht.

POLLY So, das wär’ also gelacht.

LUCY Wenn sich Mac aus dir was macht!

POLLY Wenn sich Mac aus mir was macht.

LUCY Ha, ha, ha! Mit so einer

Befaßt sich sowieso keiner.

POLLY und LUCY Na, das werden wir ja seh’n,

Ja das werden wir ja seh’n!

LUCY und POLLY Mackie und ich, wir lebten wie die Tauben,

Er liebt nur mich, das laß ich mir nicht rauben.

Da muß ich schon so frei sein,

Das kann doch nicht vorbei sein,

Wenn da so ’n Mistvieh auftaucht!

Lächerlich!

Auftritt Frau Peachum. Plötzlich erscheint Frau Peachum in der Tür.

FRAU PEACHUM Ich wußte es. Bei ihrem Kerl ist sie. Du Dreckschlampe, komm’ sofort her. Wenn dein Kerl aufgehängt ist, kannst du dich dazu aufhängen. Das tust du deiner ehrwürdigen Mutter an, daß sie dich aus dem Gefängnis herausholen muß. Und gleich zwei hat er dabei — dieser Nero!

POLLY Laß mich da, bitte, Mammi, du weißt ja nicht.

FRAU PEACHUM Nach Hause, aber sofort.

LUCY Da hören Sie es, Ihre Mama muß Ihnen sagen, was sich schickt.

FRAU PEACHUM Marsch.

POLLY Gleich. Ich muß nur noch … ich muß ihm doch noch etwas sagen … Wirklich … Weißt du, das ist sehr wichtig.

FRAU PEACHUM (gibt ihr eine Ohrfeige) So, das ist auch wichtig. Marsch.

POLLY O, Mac!

MAC Lucy, du hast dich prachtvoll benommen. Ich hatte natürlich Mitleid mit ihr. Deshalb konnte ich das Frauenzimmer schon nicht so behandeln, wie sie es verdient. Du dachtest ja zuerst, es wäre etwas Wahres an dem, was sie sagte. Hab’ ich recht?

LUCY Ja, das dachte ich, Liebster.

MAC Wenn etwas dran wäre, würde mich ihre Mutter doch nicht in diese Lage gebracht haben. Hast du gehört, wie sie über mich hergezogen? So behandelt man doch als Mutter höchstens einen Verführer und nicht einen Schwiegersohn.

LUCY Wie glücklich bin ich, wenn du dies so aus Herzensgrund sagst. Ich liebe dich ja so sehr, daß ich dich fast lieber am Galgen sehe als in den Armen einer anderen. Ist das nicht merkwürdig?

MAC Lucy, dir möchte ich mein Leben verdanken.

LUCY Das ist wundervoll, wie du das sagst, sag’ es noch mal.

MAC Lucy, dir möchte ich mein Leben verdanken.

LUCY Soll ich mit dir fliehen, Liebster?

MAC Ja, nur weißt du, wenn wir zusammen fliehen, können wir uns schwer verstecken, sobald man mit der Sucherei aufhört, werde ich dich sofort holen lassen, und zwar per Eilpost, das kannst du dir denken!

LUCY Wie soll ich dir helfen?

MAC Bring’ Hut und Stock!

(Lucy kommt zurück mit Hut und Stock und wirft sie ihm in seine Zelle, dann ab.)

SMITH (tritt auf, geht in die Zelle und sagt zu Mac) Geben

Sie mal den Stock her. (Nach einer kleinen Jagd durch Smith, der mit einem Stuhl und einer Brechstange Mac herumtreibt, springt Mac über das Gitter. Konstabler setzen ihm nach.



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