Die Drachen Der Tinkerfarm by Tad Williams & Deborah Beale

Die Drachen Der Tinkerfarm by Tad Williams & Deborah Beale

Autor:Tad Williams & Deborah Beale [Williams, Tad & Beale, Deborah]
Die sprache: deu, deu
Format: epub
Tags: Fiction, Fantasy, Epic, General
ISBN: 9783608938210
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2009-01-01T23:00:00+00:00


Colin wusste genau, wo Gideon hinwollte, weil der Antiquitätenhändler Jude Modesto auf Colins Email angebissen und ihm verraten hatte, wo das Treffen stattfinden sollte – in Gideons »Geheimbüro«.

Gideon Goldring war keiner, der seine Geschäfte vor den neugierigen Augen von Standard Valley tätigte, und es gab naheliegende Gründe, warum er nicht wollte, dass Modesto (oder sonst jemand) die Tinkerfarm besuchte. Deshalb hatte er vorsichtshalber ein winziges Büro in einem kleinen, halbfertigen Gewerbegebiet, ein paar Blocks von der Hauptstraße entfernt, gemietet. Zum Glück für Colin waren es bis zu Gideons Besprechung noch zwanzig Minuten, und Ragnar und der Alte wollten vorher noch einen Kaffee trinken gehen. Die Einladung, sich ihnen anzuschließen, schlug Colin höflich aus. Als sie Rosie’s ansteuerten, ging Colin in den Gemischtwarenladen und gleich wieder zur Hintertür hinaus. Sobald er außer Sicht war, klemmte er sich seine Aktentasche unter den Arm und sprintete zum Gewerbegebiet.

Das Gebäude war klein, und außer der Praxis eines Chiropraktikers und einem Trödler, der anscheinend heute geschlossen hatte, waren noch keine anderen Geschäfte eingezogen. Gideons Büro lag im ersten Stock über einer von mehreren leeren Ladenfronten. Colin wartete unten an der Treppe, bis sich sein Atem beruhigt hatte, und tupfte sich den Schweiß von der Stirn, dann ging er nach oben und stieß die Tür auf.

Wie Colin gehofft hatte, war Jude Modesto ungefragt in Gideons spärlich möbliertes Büro eingetreten und wartete. Die Fettpolster des dicken, rosigen Antiquitätenhändlers quollen über die Lehnen des billigen Bürostuhls, und das Bärtchen, das er am Kinn hatte, ließ ihn nicht so jung und schick erscheinen, wie er es vermutlich annahm. Er wischte sich gerade mit einem Taschentuch den Schweiß ab, wobei ihm die Brille fast bis zur Nasenspitze rutschte. »Sie haben mich ziemlich lange warten lassen«, sagte Modesto ungehalten und musterte Colin von Kopf bis Fuß. »Sieh mal an, Sie sind ja noch ein Junge! Was wollen Sie von mir?«

Colin war sich der Tatsache deutlich bewusst, dass Gideon Goldring in weniger als einer Viertelstunde durch die Tür kommen würde, bemühte sich aber, nicht gehetzt zu wirken. Er ließ sich in dem breiten Sessel nieder, der wohl gewöhnlich Gideons Platz war, und öffnete seine Aktentasche, hielt dann aber inne und warf dem Antiquitätenhändler einen möglichst strengen Blick zu. »Eine Frage vorab, Modesto. Sind Sie für Ihren Geschmack reich genug?«

»Was soll der Quatsch?« Modesto rieb sich kräftig die Stirn, als wollte er den Eindruck wegwischen, dass er auf die Art von einem Jugendlichen angeredet wurde. »Ich bin ein sehr angesehener Mann –«

»Gewiss sind Sie das, aber die Rede ist nicht von angesehen, die Rede ist von reich. Ich frage Sie, ob Sie vielleicht gern richtig reich wären. Genügt es Ihnen, mit Kinkerlitzchen zu handeln, Modesto? Den Mittelsmann für die Leute zu spielen, die wirklich Geld haben? Oder würden Sie nicht lieber im echt großen Stil einsteigen« – Colin hoffte, dass er die harte Nummer nicht überzog: Er hatte sich die ganze Rede aufgeschrieben und sie am Abend davor auswendig gelernt –, »so dass Sie für den Rest des Lebens ausgesorgt haben?«

»Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?« Modesto machte vergebliche Anstalten, von dem niedrigen Stuhl aufzustehen.



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