Die Chroniken Der Elfen: Elfenzorn by Wolfgang Hohlbein

Die Chroniken Der Elfen: Elfenzorn by Wolfgang Hohlbein

Autor:Wolfgang Hohlbein
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 3800095149
Herausgeber: Otherworld
veröffentlicht: 2010-09-14T22:00:00+00:00


XVII

Pia gab es irgendwann auf, sich die Frage zu stellen, wie Gamma Graukeil sich hier zurechtfand. Seine Schultern waren mindestens doppelt so breit wie die ihren und Alicas, und der Gang wurde ein paarmal so schmal, dass selbst sie kaum noch hindurchpasste und mehr als einmal gegen einen plötzlichen Anfall von Klaustrophobie ankämpfen musste. Das Licht einer Grubenlampe hüpfte vor ihnen auf und ab; zwei- oder dreimal, wenn er hinter irgendeinem besonders massigen Hindernis verschwand oder um eine Ecke bog, erlosch es sogar gänzlich, sodass sie in einem Kokon aus erstickender Dunkelheit gefangen war. Als wäre das alles noch nicht genug, um ihr das Leben schwer zu machen, mussten sie schließlich noch ein gutes Stück klettern; zuerst über eine Schutthalde, aus der sich bei jedem Schritt kleinere oder größere Steinchen lösten, um polternd in der Dunkelheit unter ihnen zu verschwinden (einmal hörte sie Gamma Graukeil ein schmerzerfülltes Zischen ausstoßen, und einen ganzen Schwall von Flüchen, die sie mit einem unverhohlen schadenfrohen Grinsen quittierte), und schließlich über eine wackelige Konstruktion, von der vermutlich nicht einmal der Zwerg behauptet hätte, es sei eine Leiter.

Wäre es nicht schon oben in der Silberkammer geschehen, sie hätte spätestens jetzt jegliche Orientierung sowohl räumlich als auch in der Zeit verloren. Ihr Verstand machte ihr klar, dass sie weder allzu lange unterwegs sein noch sich allzu weit entfernt haben konnten, allem anderen kam es so vor, als irrten sie seit Stunden durch dieses unterirdische Labyrinth und folgten den Helden von Jules Verne auf ihrer Reise zum Mittelpunkt der Erde.

Endlich aber wurde es wieder hell vor ihnen, wenigstens ein bisschen. Da waren Geräusche, die sie nicht genau identifizieren konnte – etwas wie ein helles, fernes Hämmern, vielleicht Stimmen, und darunter, leise, aber so machtvoll, dass sie es eher spüren als wirklich hören konnte, ein dumpfes Tosen und Grollen. Gamma Graukeil verschwand in einem finsteren Spalt, der allerlei unangenehme Assoziationen in ihr weckte. Alica und sie folgten ihm notgedrungen, aber mit wirklich gemischten Gefühlen.

Dahinter erwartete sie allerdings kein weiteres Spinnenparadies und auch keine mit Silber gefüllte Schatzkammer, sondern ein weitläufiger, vollkommen leerer Raum, der von einer einzelnen Fackel in eindeutig mehr Schatten als Helligkeit getaucht wurde. Die Luft roch nach Staub und Alter, und wenn es an den Wänden je die ansonsten überall präsenten Fresken und Reliefs gegeben hatte, dann hatte die Zeit sie längst ausgelöscht. Pia wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Oder einfach nur verwirrt.

Zwei Schritte hinter dem Eingang blieb sie stehen und sah Alica eher vorwurfsvoll als fragend an, aber sie gefiel sich ganz offensichtlich darin, weiter die Geheimnisvolle zu spielen. Wie sie sie kannte, hatte sie diese Szene sorgfältig vor dem Spiegel eingeübt, und das wahrscheinlich gleich mehrmals.

»Habt Ihr Euch nie gefragt, Erhabene, warum die Zwerge aus Ostengaard hier sind und Eirann und seine besten Krieger, wo doch beide zu den Todfeinden des Volkes der Großen Schlange gehören?«

Das mit den Zwergen war Pia neu, und Eiranns Anwesenheit hatte ihr Alica höchstpersönlich vor weniger als einer Stunde erklärt. Trotzdem tat sie ihr den Gefallen, den Kopf zu schütteln und sie fragend anzusehen.



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