Die Cannabis Gmbh by Rainer Schmidt

Die Cannabis Gmbh by Rainer Schmidt

Autor:Rainer Schmidt
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Rogner & Bernhard
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


DIE GEHEIMNISSE DER ANDEREN

Plötzlich fielen nach einer Kette von nur als unglücklich zu bezeichnenden Ereignissen nicht ein oder zwei, sondern gleich drei Ernten hintereinander aus. Schädlinge zerstörten das komplette Wurzelwerk, ein anderes Mal ließ No Brain kunstvoll einen Raum absaufen, in einem dritten Fall verweigerte eine Abteilung aus ungeklärter Ursache einfach das Wachstum. Es ging immer weiter, logisch, aber kurzfristig war da ein Loch. Drei Löcher ergaben einen Hohlraum, der dem Dude vorkam wie der 700 Meter tiefe Barringer-Krater in Arizona, den er vor Jahren mal besucht hatte. In ähnlichen Untiefen verschwand seine Laune, denn irgendwie hatte er sich, genau wie Madame, schon sehr an die Geldwellen gewöhnt, auf denen sie mittlerweile seit geraumer Zeit durchs Leben surften. Kurzfristig zurückstecken: Nö, warum denn? Geht auch gar nicht so schnell, sagt die Konsumtheorie, dauert eben bisschen, bis das Hirn umschaltet – wenn es überhaupt umschalten will.

Es war in jenen Tagen unverhoffter Not, wie sie der Dude empfand, dass ihm etwas unangenehm auffiel. Normalerweise achteten weder der Dude noch Madame darauf, wo wie viel Geld gebunkert war. Überall steckten ja die kleineren oder dickeren Rollen. Hier eine 2000er Rolle, da eine kleine 1000er, überall die dickeren 5000er. Zwischen den Socken, den Unterhemden, in der hohlen Stuhllehne, hinter fast allen Bildern, in Kaffeedosen, Schubladen, in Kartons und Zwischenräumen, niemand wusste genau, was für Summen es waren, es war auch völlig egal, es kam ja laufend Nachschub. Normalerweise. Jetzt wurde der Dude etwas sensibler.

Oben auf dem alten Bauernschrank im Flur hatte er eine große Schüssel mit Scheinen verstaut, die er nach langen Trinktouren oder anderen Kiezausflügen am nächsten Morgen dort für spätere Verwendung hinterlegte. Der Dude kam regelmäßig mit mehr Geld zurück, als er anfangs dabei hatte, da er entweder aus Gewohnheit ein paar Hundert Gramm mitnahm, von denen er einen Teil auf Drängen hin manchmal verkaufte. Oder er traf Leute, die ihm noch Geld schuldeten oder ihm einen Vorschuss auf beim nächsten Mal mitzubringendes Gras zusteckten. Ein paar bekannteren Musikern oder deren Managern brachte er Mengen bis zu einem halben Kilo auch gern mal persönlich vorbei. Wobei niemand dieser Menschen jemals auf die Idee gekommen wäre, sie kauften hier Gras, das der Dude selbst hergestellt hatte. Diese Abnehmer gingen alle davon aus, dass der Dude lediglich ein leidenschaftlicher Gras-Konsument war, der offensichtlich eine sehr gute Quelle hatte und ihnen bloß den Gefallen tat, für sie mit einzukaufen. Aus diesem Grund wurden bei jedem Kiez-Trip auch kleine Geschäfte getätigt – und wechselte Geld den Besitzer. Schmutziges Geld, altes Geld, nur Scheine, alle Größen, in nicht unerheblichen Mengen, sein ganz persönliches Sparschwein, wenn man so wollte. Am Wochenanfang stieg er auf den Jugendstil-Holzstuhl und wollte sich ein paar Hundert Euro greifen, ein paar Einkäufe waren zu erledigen, Freunde sollten zum Essen eingeladen, Geschenke für die Jungs gezahlt werden. Er griff in die Schüssel. Nahm einen Packen. Stutzte. Fühlte erneut. Komisch. Da stimmte etwas nicht. Er wusste ungefähr, wie sich der Scheinesalat ANFÜHLTE. Ein bestimmtes Volumen, ein gewisses Gewicht, das er seit Jahren erkannte, wenn er



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