Die Bibel in der Weltliteratur by Karin Schpflin;
Autor:Karin Schpflin; [Schöpflin, Karin]
Format: epub
ISBN: 9783846334980
Herausgeber: UTB GmbH
veröffentlicht: 2013-05-31T00:00:00+00:00
âªââ Hugo von Hofmannsthal â Jedermann. Das christliche Mittelalter brachte das Ringen übermenschlicher Mächte um die Seele des Menschen in den Moralitäten auf die Bühne, wo neben menschlichen Personen Allegorische Personen im geistlichen Dramaallegorische Gestalten auftreten. Nach dem Vorbild dieser belehrenden Schauspiele gestaltete Hofmannsthal (1874â1929) seinen Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes[279] (1911). Gott beauftragt den Tod, Jedermann zu holen. Indessen genieÃt der reiche Jedermann das Leben in vollen Zügen; egoistisch und verschwenderisch gibt er sein Geld für Luxus und Feste aus, den Bitten des armen Nachbarn und des Schuldners gegenüber bleibt er taub. Den Rat seiner Mutter, an den Tod zu denken und seine Liebesbeziehung zu seiner Geliebten, der âBuhlschaftâ zu legitimieren, hört Jedermann ungern. Während einer ausgelassenen Feier mit Buhlschaft, Vettern und Freunden erscheint der Tod, um Jedermann zu holen. Auf dessen Bitten hin gibt er Jedermann eine Stunde Frist, in welcher er sich auf den Tod vorbereiten und einen Begleiter suchen kann. Sein bester Freund, seine Vettern, ebenso seine Diener weigern sich, mit ihm zu gehen. Der Mammon, Personifizierung seines Besitzes, nützt ihm auf dem Weg ins Jenseits nichts. Seine ebenfalls personifizierten Werke sind zu schwach, als dass sie etwas ausrichteten. Erst der Glaube rettet Jedermann, indem er ihn zum Bekenntnis zu Christus führt und ihn zum Beten um Gnade veranlasst. Als der Teufel Jedermann holen will, |192|treten ihm Werke und Glaube in den Weg, so dass er unverrichteter Dinge abzieht. Hofmannsthals Jedermann bekehrt sich angesichts des Todes in letzter Minute. Ihm ist er unausweichlich ausgesetzt, doch dem Gegenspieler Gottes, dem Teufel, entzieht er sich durch seine Umkehr.
Der dritte Aspekt des Hiobbuches, der eine breite Wirkung entfaltete, ist Hiob, der fromme Dulder, der sich bewährt, weil er auch im Leiden nicht von Gott abfällt. Jahrhunderte lang war der Hiob der Rahmenerzählung ein Vorbild unerschütterlichen Glaubens.
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