Die Betschwester by Christian Fürchtegott Gellert

Die Betschwester by Christian Fürchtegott Gellert

Autor:Christian Fürchtegott Gellert [Gellert, Christian Fürchtegott]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Fünfter Auftritt

Christianchen und die Vorigen.

CHRISTIANCHEN zu Lorchen. Die Mama schickt mich her. Ich will es Ihnen heimlich sagen.

LORCHEN. Meine Herren, die Frau Richardin läßt bitten, sie nicht weiter mit Ihrem Besuche zu stören, sie hätte ihre Betstunde schon angefangen.

FERDINAND. So unhöflich wollen wir nicht sein. Wir wollen gleich gehen. Herr Simon, sagen Sie es Jungfer Christianchen, daß die Mama –[474]

CHRISTIANCHEN. Ich weiß es, meine Herren. Und ich will es Ihnen aufrichtig sagen, Herr Simon, daß mir die Mama befohlen hat, nicht weiter an Sie zu gedenken. Nehmen Sie meine Aufrichtigkeit nicht übel. Ich halte Sie hoch; aber ich habe noch keine Lust zu heiraten.

SIMON. Also erlauben Sie mir, daß ich mein Wort zurückziehen darf?

CHRISTIANCHEN. Ja. Werden Sie nur nicht ungehalten auf mich. Ich habe alle Hochachtung für Sie.

SIMON. Auch ich, liebstes Christianchen, werde Sie ewig hochschätzen und Ihnen einen viel würdigern Mann wünschen, als ich bin. Bleiben Sie meine gute Freundin und nehmen Sie zum Beweise, daß Sie mich nicht hassen, folgende kleine Geschenke, die ich zu Ihrem Mahlschatze bestimmt hatte, von mir an. Dieses ist die einzige Gefälligkeit, die ich mir vor meinem Abschiede von Ihnen ausbitte.

CHRISTIANCHEN. Ja, ich will es tun; aber Sie müssen mir erlauben, daß ich mir auch von Ihnen etwas ausbitten darf! Doch ich bin wohl zu frei. Ich will es Ihnen sachte sagen, wenn Sie nicht zürnen wollen. Sie redet heimlich mit ihm.

SIMON. An Lorchen soll ich denken!

CHRISTIANCHEN. O! Warum sagen Sie es denn laut? Nun sehe ich, daß Sie mich beschämen wollen.

LORCHEN. Warum soll denn Herr Simon an mich denken?

CHRISTIANCHEN. Sie wissen ja, daß ich Sie liebe. Ach, wenn ich Ihnen nur zeigen könnte, wie sehr ich Ihnen gewogen bin. Mein liebes Lorchen, darf ich Ihnen wohl die Juwelen anbieten, die mir Herr Simon geschenkt hat?

LORCHEN. Mein liebes Kind, Sie machen mich durch Ihre Güte unruhig. Ich habe es gut mit Ihnen gemeint; aber gewiß, Sie meinen es noch besser mit mir.

FERDINAND. Wienach soll denn Herr Simon an Jungfer Lorchen denken?

CHRISTIANCHEN. Ich kann es nicht sagen. Es wäre zu frei.

SIMON. Sagen Sie es, mein Engel. Keine Bitte kann so groß sein, daß man sie Ihnen abschlagen sollte. Mein Vermögen ist zu Ihren und zu Lorchens Diensten das wenigste, was Sie begehren können.

CHRISTIANCHEN. Nein, es ist kein Vermögen. Ich wünschte, daß Sie –[475]

SIMON. O sagen Sie doch, was Sie wünschen. Ich bitte Sie von Herzen.

CHRISTIANCHEN. Ich wünschte – Nein, ich kann es nicht sagen. Ich möchte Lorchen oder Sie mit meiner Aufrichtigkeit nicht beleidigen.

LORCHEN. Fürchten Sie nichts! Ich kenne Ihr redlich Herz. Entdecken Sie uns Ihr Verlangen, die Mama möchte sonst kommen.

CHRISTIANCHEN. Herr Simon, Sie sollen das Herz, das Sie mir geben wollten, –

SIMON. Lorchen geben?

CHRISTIANCHEN. Ach ja! Tun Sie es doch! Sie ist Ihrer viel würdiger, als ich bin. Ich bin zu jung. Ich habe wenig Lebensart. Aber Lorchen – Ach, wenn doch mein Bitten –

SIMON. Hören Sie wohl, mein liebstes Lorchen, was Ihre gute Freundin sagt?

LORCHEN. Ich bin über diese unschuldige Aufrichtigkeit so gerührt, daß ich gehen muß, wenn Sie nicht die Zeichen meiner Schwachheit in meinen Augen sehen sollen.



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