Die Backup-Maenner by Ross Thomas

Die Backup-Maenner by Ross Thomas

Autor:Ross Thomas [Thomas, Ross]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-05-14T16:00:00+00:00


13

Selbst wenn ihr Vater und ihr Großvater nicht die Hälfte der Bevölkerung mit Schokolade und Süßigkeiten versorgt hätten, wäre mir klar gewesen, warum die Zeitungen ihr den Beinamen Kandy-Kid angehängt hatten. Sie hatte honiggoldenes Haar und Zimtaugen, einen Sahneteint und eine Stimme so weich und voll wie geschmolzener Karamell.

Sie war schon etwas über dreißig, aber mit achtzig Millionen Dollar brauchte man nicht danach auszusehen, und das tat sie nicht. Sie kam durch die Tür zur Bar und trug etwas in gebrochenem Weiß, das in zwei oder drei Jahren alle Welt tragen würde, streckte mir die Hand entgegen und sagte: »Ich bin Amanda Clarkmann, und Sie müssen der McCorkle sein, von dem er immer spricht.« Sie schüttelte mir die Hand mit einem angenehmen, festen und freundlichen Druck, drehte sich dann um und küßte Padillo, und es war ein langer, ungenierter Kuß, den ich beobachtete und wobei ich etwas in mir entdeckte, das ein Anflug von Voyeurismus sein mußte, dessen Existenz mir bisher unbekannt war.

Als sie damit fertig waren, sagte Padillo zu mir: »Ich habe dich ein paarmal nebenbei erwähnt.«

»Ich kann sehen, warum du deine Meinung über New York geändert hast.«

»Ich habe versucht, ihn zu überreden, mich wegen meines Geldes zu heiraten«, sagte sie. »Oder wegen des Sex. Oder auch nur aus Liebe.«

»Bieten Sie ihm an, seine Schulden zu bezahlen«, sagte ich.

»Hat er viele Schulden?«

Ich nickte. »Er steht bei mir mit neun Dollar in der Kreide, und unser Barmann bat mich, ihn an die fünf Dollar zu erinnern, die er sich im vergangenen Monat lieh, weil er kein Geld fürs Taxi hatte.«

»Der Bankrott – oder auch nur sein Schatten – hat, wie man weiß, Männer schon zu den seltsamsten Handlungen getrieben«, sagte Padillo. »Manche begehen Selbstmord. Andere versuchen es in der Südsee. Wieder andere heiraten sogar.« Er mixte für Amanda Clarkmann einen Drink und reichte ihr das Glas.

»Erzählen Sie mir von seinen Frauen«, sagte sie mit einem Lächeln, das mir zeigen sollte, daß sie es als Scherz meinte, aber doch nicht scherzhaft genug, daß sie mir nicht zuhören würde, wenn ich etwas zu enthüllen hätte.

»Was kann ich sagen? Manche waren klein, manche waren groß, und die übrigen lagen dazwischen.«

»Wie viele?« fragte sie wieder mit einem Lächeln, von dem sie hoffte, daß es die Neugier in ihrer Stimme verdecken könnte, was es aber nicht schaffte. Sie wollte es wirklich wissen. Wie die meisten Frauen.

»Fragen Sie ihn«, sagte ich.

»Er will nicht darüber reden.«

»Dann beglückwünschen Sie ihn zu seiner Verschwiegenheit.«

»Waren es viele?«

»Frauen?«

»Ja.«

»Einen Überschuß habe ich nie beobachtet«, sagte ich, »aber es herrschte auch kein Mangel. Soweit es um Frauen ging, hat er sich immer an das gehalten, was man als Pufferbestandsschema bezeichnete.«

»Wenn ihr von mir sprechen müßt«, sagte Padillo, »versucht es doch bitte im Präsens. Die Vergangenheitsform eröffnet mir eine Perspektive, für die ich nicht viel übrig habe.«

»Was bringt dich denn so bald wieder nach New York, Michael?« fragte sie. »Mr. McCorkle sieht ja ganz repräsentabel aus, aber als ich William nach deinen beiden anderen Freunden fragte, seufzte er. Er fand sie etwas merkwürdig.«

»Einer der beiden ist ein König«, sagte Padillo.



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