Die Artefakte der Macht 2: Windharfe by Furey Maggie

Die Artefakte der Macht 2: Windharfe by Furey Maggie

Autor:Furey, Maggie [Furey, Maggie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-01T10:52:42+00:00


14

Wettstreit der Königinnen

Shia hatte Incondors Turm bereits weit hinter sich gelassen, und kletterte jetzt mühsam durch die endlose Kette von Tälern im Herzen der Berge. Das Gehen fiel ihr immer schwerer, denn der Schnee wurde tiefer, und die beißende Kälte nahm noch zu. Es war eine unfruchtbare, bedrohliche Landschaft mit zerklüfteten, hoch aufragenden Felsenspitzen und bodenlosen Schluchten, durch die der Wind heulte – ein Geräusch, das wie die Todesklage von tausend dahingemordeten Katzen klang.

Zunächst fand Shia immer noch Zuflucht in Höhlen und Felsspalten, die einen gewissen Schutz vor dem gnadenlosen Wind und seiner unerbittlichen Schneelast boten. Dankbar suchte sie dort Zuflucht und machte das Beste aus jeder Möglichkeit, sich von ihrem endlosen Kampf mit den Bergen auszuruhen. Manchmal fand sie etwas Wild, um ihren unbarmherzigen Hunger zu stillen – magere Hasen oder Schneehühner und gelegentlich auch ein verirrtes Schaf oder eine Ziege waren ihre Beute. Aber als die Katze immer weiter ging, wurden die schützenden Höhlen immer seltener, und der Schnee türmte sich auf den steinigen Pfaden und Felsvorsprüngen höher und höher, bis sie schließlich nur noch im Schneckentempo vorwärtskam und jeder neue Schritt eine noch größere Qual war als der vorherige.

Shia schmerzten vom langen Tragen des Erdenstabes der Nacken und das Maul. Seine Magie durchfuhr sie und sandte Ströme prickelnder Zauberkraft durch ihren Körper, um sie zu schwächen und ihr instinktives Gefühl für die richtige Richtung zu stören. Ihr Maul war dort, wo ihre Kiefer sich um den Stab schlossen, nur noch eine einzige Masse von Blasen und verkrusteten Wunden, was ihr das Jagen und Fressen der ohnehin seltenen Beute noch erschwerte. Nahrung war rar und auf diesem eiskalten Dach der Welt nur schwer zu finden. Tag um Tag wurde die große Katze magerer und hohläugiger; eine zottige, schwarze Vogelscheuche, die nur noch aus Haut und Knochen bestand. Da ihr selbst zum Nachdenken die Energie fehlte, zog sie sich einfach Schritt für Schritt weiter, den Erdenstab mit einem Maul umklammert, das vollkommen starr und halb erfroren war. Nachts machte sie sich Schneenester, um ihre Körperwärme zu bewahren, aber sie hörte keinen Augenblick auf zu zittern und wünschte, daß Bohan und Anvar neben ihr lägen und daß sie Aurian eng an sich drücken könnte, damit sie sich gegenseitig wärmten.

Während die Zeit weiter fortschritt, nahm Shias Elend ein solches Ausmaß an, daß sie schließlich glaubte, sterben zu müssen. Einmal stolperte sie in einer Art Wachtraum vor sich hin und dachte, Anvar gehe neben ihr her, und er starb. Dennoch fand er Zeit, ihr eine Reihe sinnloser Menschenfragen zu stellen, die sie über alle Maßen verärgerten. Sie befahl ihm mit unmißverständlichen Worten, mit seinem Unsinn aufzuhören und wieder zurück in seinen Körper zu gehen, was er anscheinend auch getan hatte – oder zumindest hoffte sie, daß er es getan hatte.

Als Anvar verschwand, brachen Shias scheinbar knochenlose Beine unter ihr zusammen, und sie lag eine Zeitlang zitternd vor Schreck da und fragte sich, ob es wahr sein konnte. Sie hatten hellseherische Kräfte, diese Magusch, und man konnte nie vorhersagen, wie sie sich verhalten würden – aber eines stand fest.



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