Die Anstalt der Toten (German Edition) by Moe Teratos
Autor:Moe Teratos [Teratos, Moe]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-19T23:00:00+00:00
Kapitel 18
»Ich mache dir Angst?«, wiederholte Yannick.
Max nickte. »Ich glaub eigentlich nicht an diesen Esoterikquatsch, aber dich umgibt irgendeine seltsame Aura. Frag mich nicht, wieso ich das finde, es ist so. Bei dir und dem Jungen, bei dem bekomme ich auch eine Gänsehaut, sobald ich ihm zu nahe komme, deshalb benehme ich mich manchmal so komisch und bin zu impulsiv, dieser Scheißladen jagt mir eine Scheißangst ein.«
Entweder hatte Yannick ihn falsch eingeschätzt oder er spielte ihm etwas vor, doch so bemitleidenswert, wie Max aussah, glaubte er Letzteres eher nicht. Warum sollte er die Sache mit Tommys Vater erfinden und dem schlechten Gefühl, das er in Yannicks und Marvins Umgebung empfand?
»Meine Kündigung liegt bald auf Dohmens Tisch. Ich hau ab.«
»Wenn du sowieso aufhörst, kannst du mir sicher einen Gefallen tun, nicht wahr?«, versuchte Yannick sein Glück.
»Wie meinst du das?«
»Du hasst diesen Laden und ich ebenfalls, alles, was ich brauche, wäre ein Handy, mit dem ich telefonieren und ins Internet kann.«
Max’ Lachen schallte durch den Duschraum. »Bist du wahnsinnig? Weißt du, was die mit mir machen, falls die mich erwischen?«
»Kündigen können sie dir schlecht.«
»Das meine ich auch nicht. Ich weiß, was mit ungehorsamen Angestellten passiert oder mit solchen, die Sachen für die Patienten in die Klinik schmuggeln. Dohmen hat es mir verraten, kurz nachdem ich anfing. Sie hat auch gedroht, dass das Gleiche geschehen würde, wenn ich etwas, das hinter diesen Mauern geschieht, nach draußen trage. Wir sind dazu angehalten, die Schnauze zu halten.«
»Und was soll passieren? Werdet ihr angezeigt, oder was?«
»Nein, das wäre ja nicht allzu schlimm. Ihr genauer Wortlaut war: Sie werden einfach verschwinden, Herr Heimel, als wären Sie nie da gewesen.«
»Das hat sie gesagt? Und was meint sie damit?«
»Keine Ahnung, du glaubst ja wohl nicht, dass ich mit jemandem darüber geredet habe. Du kennst Dohmen, sieht sie aus wie eine Frau, die leere Versprechungen macht?«
Yannick schüttelte den Kopf.
»Siehst du und deshalb hau ich lieber ab, anstatt mich mit der anzulegen. Was auch immer sie mit ihrer Drohung meinte, ich will es nicht herausfinden.«
»Und du denkst, sie lässt dich gehen?«
Darüber schien Max nicht nachgedacht zu haben. Er runzelte die Stirn. »Warum nicht? Ich werde ja nichts ausplaudern, nur weil ich nicht mehr hier arbeite.«
»Ich bin gespannt.«
»Es ist Zeit, wir müssen los, es ist bald Mittag. Ich bring dich zurück in dein Zimmer.« Die nette Phase, die Max gehabt hatte, war vorbei. Yannick hatte ein paar Details erfahren, die ihm vielleicht weiterhalfen. Was aus dem Pfleger wurde und ob er jemandem verriet, dass er ihn um ein Handy gebeten hatte, war ihm egal. Sollte der Typ doch verschwinden, Yannick würde ihn mit Sicherheit nicht vermissen, selbst wenn er für einen kurzen Moment sympathisch gewirkt hatte. Er war nicht besser als Tommy, durch seine Gefühlsschwankungen eher noch gefährlicher.
Als sich die Tür seines Zimmers hinter ihm schloss, blieb Yannick wie angewurzelt stehen. Irgendetwas war anders als sonst. Er konnte es spüren. Es war neben ihm, aber er konnte es nicht sehen. Die Luft wurde deutlich kühler und die Haare stellten sich an seinem gesamten Körper auf.
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