Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) by Forsyth Frederick

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) by Forsyth Frederick

Autor:Forsyth, Frederick [Forsyth, Frederick]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492960496
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2013-01-14T23:00:00+00:00


Kapitel 10

Peter Miller schrieb die Briefe an seine Mutter und an Sigi unter Mottis wachsamen Augen. Gegen halb elf hatte er auch den zweiten beendet. Sein Gepäck war aus dem Hotel abgeholt worden, die Rechnung hatte man beglichen, und kurz vor zwölf starteten Motti und er mit dem gleichen Fahrer, der am Abend zuvor am Steuer gesessen hatte, in Richtung Bayreuth.

Der Instinkt des Reporters ließ ihn einen Blick auf das Nummernschild des blauen Opels werfen. Am vorangegangenen Abend war es ein Mercedes gewesen. Motti hatte seinen Blick bemerkt und gelächelt.

»Keine Sorge«, sagte er. »Es ist ein Leihwagen, und wir haben ihn unter falschem Namen gemietet.«

»Immerhin ganz tröstlich zu wissen, daß man unter Fachleuten ist«, bemerkte Miller.

Motti zuckte mit den Achseln.

»Das müssen wir schon sein. Es ist die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, wenn man es gegen die ODESSA aufnimmt.«

In der Garage war Platz für zwei Wagen; Millers Jaguar stand auf dem zweiten Platz. Der Schnee der vorangegangenen Nacht war unter den Rädern zu Pfützen geschmolzen, und die schlanke schwarze Karosserie glänzte im elektrischen Licht.

Miller setzte sich hinten in den Opel und bekam sofort wieder die Socke über den Kopf gestreift. Als der Wagen die Garage verließ, drückte man ihn auf den Boden. Er blieb unten, bis sie eine Reihe von Straßenzügen hinter sich gebracht hatten. Motti befreite ihn erst auf der Autobahn nach Nürnberg von der Socke.

Miller registrierte jetzt, daß über Nacht noch mehr Schnee gefallen war; er überzog die bayerisch-fränkische Hügellandschaft mit einer dicken, makellos weißen Decke, und üppige Schneepolster beschwerten die blattlosen Äste der Birken am Straßenrand. Der Fahrer schien ein vernünftiger Mann zu sein. Er fuhr sehr vorsichtig und hielt ein gemäßigtes, gleichbleibendes Tempo durch. Die Scheibenwischer fegten unermüdlich die wirbelnden Flocken und den Schneematsch von der Windschutzscheibe.

Sie aßen in einer Raststätte bei Ingolstadt zu Mittag, fuhren an Nürnberg vorbei und wären eine Stunde später in Bayreuth.

Alfred Osters Haus lag einen Kilometer außerhalb der Stadt in einer stillen Nebenstraße. Weit und breit war kein anderes Auto zu sehen, als die drei Männer aus dem Wagen stiegen und auf das Haus zugingen.

Der ehemalige SS-Offizier erwartete sie bereits. Er war ein großer, breitschultriger, blauäugiger Mann mit einem Büschel struppigen rötlichen Haars auf dem Schädel. Trotz der Jahreszeit hatte er die gesunde, rötlichbraune Hautfarbe eines Mannes, der sein Leben in den Bergen, in Wind, Sonne und reiner Luft verbringt.

Motti stellte Miller vor und übergab Oster ein Schreiben von Leon. Der Bayer las es, sah Miller scharf an und nickte.

»Versuchen können wir es ja«, sagte er. »Wie lange kann ich ihn haben?«

»Das wissen wir noch nicht«, sagte Motti. »Aber bis er fit ist auf jeden Fall. Außerdem müssen wir ihm eine neue Identität besorgen. Sie hören von uns.«

Wenige Minuten später war er gegangen.

Oster führte Miller ins Wohnzimmer und zog in der sinkenden Dämmerung die Vorhänge zu, bevor er das Licht einschaltete.

»So, Sie wollen also als ehemaliger SS-Mann durchgehen, wie?«

Miller nickte.

»Stimmt«, sagte er.

Oster verlor keine Zeit.

»Also, damit Sie klarsehen, wollen wir hier gleich zu Anfang ein paar Dinge festhalten. Ich weiß nicht, wo Sie Ihren Militärdienst abgeleistet haben – wenn überhaupt.



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