Die Abenteuer eines jungen Herrn in Polen by Alexander Lernet-Holenia

Die Abenteuer eines jungen Herrn in Polen by Alexander Lernet-Holenia

Autor:Alexander Lernet-Holenia [Lernet-Holenia, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Zsolnay
veröffentlicht: 1983-12-31T23:00:00+00:00


6

»Von wem?« schnappte die Lubienska, als sie wieder Luft bekam.

Duschka, mit zusammengezogenen Brauen vor sich hinstarrend, erklärte, das sage sie nicht.

»Es wird ja gar nicht wahr sein!« rief die Lubienska.

»Doch«, antwortete Duschka.

»Also von wem?« schrie die Lubienska.

Duschka gab keine Antwort.

Die Lubienska stürzte zu ihrem Mann hinüber.

Tadeusz Lubienski hatte seit vierzehn Tagen keine Zigaretten mehr geraucht. Die Lubienska alterierte ihn jedoch mit ihrer Eröffnung derart, daß er sogleich wie ein Wahnsinniger in allen Schatullen nach Zigaretten zu suchen anfing.

Er fand aber keine, denn er hatte, um sich sein Unternehmen zu erleichtern, verboten, daß Zigaretten im Hause wären.

Während die Dienerschaft ins Dorf rasen mußte, um welche zu holen, wußte er nicht, worüber er verzweifelter sein solle: über das Kind seiner Tochter oder über seine nun vergeblich gewesene Abstinenz.

»Und dabei«, schrie die Lubienska, »will sie nicht sagen, von wem sie es hat!«

Duschka blickte auf ihre Art unter zusammengezogenen Brauen ihren hereinstürzenden Eltern entgegen.

»Du wirst einfach den Lewenhaupt heiraten!« schrie ihr Vater sie an.

Duschka erklärte, sie denke nicht daran.

Lubienski jedoch schickte sogleich (es war jetzt elf Uhr vormittags) den Klimczuk nach »Königlichen Pferdchen«, und ließ den Grafen zum Tee bitten.

Es konnte aber verschiedene Gründe haben, warum Duschka nicht sagen wollte, von wem sie das Kind habe.

Entweder sie wollte nicht verraten, daß Kascha ein Mann war, weil sie dann für sein Leben hätte zittern müssen. Oder sie hielt Kascha für einen gewöhnlichen Kerl, im besten Fall für einen Unteroffizier, den sie keinesfalls heiraten würde. Denn wer weiß, ob Kascha ihr gesagt, wer er in Wirklichkeit war.

Oder Duschka gehörte zu jenen Frauen, die den Männern, von denen sie Kinder haben, aus Prinzip nicht lästig fallen (denn sogar das gibt es).

Oder schließlich: Duschka liebte trotz allem Kascha nicht so sehr oder nicht mehr so, daß sie ihn hätte heiraten mögen. Denn die Charaktere der beiden waren ja wirklich sehr verschieden. —

Als Lewenhaupt hörte, daß er zum Tee nach Gorochow gebeten sei (was, weil Duschka dagegen war, ihm noch nie passiert war, denn er war stets uneingeladen erschienen), hetzte er seine »Pferdchen« derart ab, als wären noch immer Wölfe um die Wege.

Die Lubienskis gaben ihm geradezu lächerliche Gelegenheit, mit Duschka allein zu sein.

Lubienski hatte aber noch beim Tee eine Idee gehabt.

»Ob nicht überhaupt«, sagte er zu seiner Frau, als sie den Salon verließen, »Lewenhaupt selbst der Vater ist.«

Die Lubienska antwortete bloß, Männer seien doch von ganz indiskutabler Überheblichkeit in ihrem Glauben an die Wirkung männlicher Reize auf Frauen.

»Daß sie aber«, setzte sie nach einiger Zeit hinzu, »das Kind von Stefan Zagorski hat, wäre ganz gut möglich.«

Daß sie den heiraten solle, käme doch überhaupt nicht in Frage! schrie Lubienski.

Eben, erwiderte die Lubienska, und weil Duschka das wisse, so habe sie ihren Liebhaber auch gar nicht genannt. Das sei eben die Erklärung.

Warum sie dann aber den Lewenhaupt nicht wolle! rief Lubienski.

Währenddem machte Lewenhaupt der Duschka wie gewöhnlich einen Heiratsantrag, und Duschka lehnte wie gewöhnlich ab.

Als Lewenhaupt sich daraufhin deprimiert wie gewöhnlich empfahl, fiel ihm die ziemlich unverhohlene Bestürzung der Lubienskis auf, die keinerlei Anzeichen einer Verlobung konstatieren konnten.

Lewenhaupt stieg in



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