Die 'Caine' war ihr Schicksal by Wouk Herman

Die 'Caine' war ihr Schicksal by Wouk Herman

Autor:Wouk Herman [Herman, Wouk]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-04-02T04:00:00+00:00


Das Bier, das aus den dreieckigen Löchern der beschlagenen Büchsen sprudelte, war kühl, goldgelb und würzig. Es war ein seltener Genuß. Keefer, Maryk, Harding und Willie lagen im labenden, brisigen Schatten der Palmen und tranken jeder schnell ein paar Büchsen aus, um ihren schlimmsten Durst zu stillen. Dann erst begann, in wesentlich langsamerem Tempo, der gemütliche Teil der Trinkerei. Der Platz, den sie sich ausgesucht hatten, war eine versteckte Biegung des Erholungs-Strandes. Sie waren mit Sand und Palmen allein. Weit draußen in der grünblauen Lagune trieb die Pluto bedächtig an ihrer Ankerkette hin und her; die ihr anbefohlenen sechs Zerstörer machten die Bewegung mit. Willie hatte sich vorgenommen, den anderen Offizieren nichts über die Stilwellgeschichte zu erzählen. Für den Ankläger und für die Mitglieder des Gerichts schien es ihm gegen die Regeln der Ethik zu gehen, den Fall am Vortage der Gerichtsverhandlung durchzukauen. Aber ein paar Biere beseitigten alsbald seine Hemmungen. Er erzählte den Kameraden vom Scheitern seiner Intervention und von der Erklärung, die Queeg dem Geschützführer abgepreßt hatte.

Eine Zeitlang sagte keiner von den anderen etwas dazu. Harding stand auf und stieß Löcher in drei neue Büchsen mit Bier. Keefer saß mit dem Rücken an einen Palmenstamm gelehnt und rauchte seine Pfeife, während Maryk auf dem Bauch im Sand lag und den Kopf in seinen Armen vergrub. Diese Lage hatte er während Willies Erzählung bezogen, und in ihr war er verblieben.

Der Schriftsteller ließ sich von Harding eine Bierbüchse geben und trank ein paar tiefe Züge. »Steve«, begann er sanft. Maryk drehte den Kopf zur Seite. »Steve«, fuhr er ernst und ruhig fort, »ist dir jemals der Gedanke aufgestoßen, Commander Queeg könnte vielleicht wahnsinnig sein?« Der Erste Offizier setzte sich brummend hoch und kreuzte seine rotbraunen dicken Beine, der Sand blieb ihm an der Haut kleben. »Jetzt versau uns nicht den schönen Nachmittag, Tom«, sagte er.

»Ich meine das sehr ernst, Steve.«

»Das ganze Gerede hat keinen Sinn«, antwortete der Eins O und schüttelte unwillig den Kopf.

»Hör mal zu, Steve. Ich bin gewiß kein Psychiater, aber ich habe eine ganze Menge gelesen. Ich kann dir von Queeg eine Diagnose stellen, die das eindeutigste Bild einer psychopathischen Persönlichkeit ergibt, das ich jemals erlebt habe. Der Alte ist ein paranoid veranlagter Mensch mit einem Komplex von Zwangsvorstellungen. Ich wette, jede fachärztliche Untersuchung würde mir hundert Prozent recht geben. Ich zeige dir mal eine Beschreibung dieses Typs in den Büchern – –«

»Das interessiert mich nicht«, sagte der Eins O, »er ist nicht verrückter als du.«

»Du sitzt schwer in der Patsche, Steve.«

»Ich sitze durchaus nicht in der Patsche.«

»Ich habe das seit langem kommen sehen.« Der Schriftsteller stand auf, warf seine Büchse fort und stieß Löcher in eine neue. Der Schaum spritzte ihm über die Hände. »Paß mal auf, Steve. Ungefähr eine Woche, nachdem Queeg an Bord kam, habe ich schon gemerkt, daß er ein Psychopath ist. Die fixe Idee mit den Hemdenzipfeln, die kleinen Kugeln, die er immer rollt, seine Unfähigkeit, einem ins Auge zu sehen, seine Art, in abgedroschenen Phrasen und Schlagwörtern zu sprechen, seine Gier



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.