Dicionum 03: Du darfst dich nicht erinnern (German Edition) by Summer Vivien

Dicionum 03: Du darfst dich nicht erinnern (German Edition) by Summer Vivien

Autor:Summer, Vivien [Summer, Vivien]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-15T05:00:00+00:00


20|Louder than words

ICH ZÄHLTE DIE Sekunden, bis Michelle wieder hereinkam. Es waren achthundertsiebenundsiebzig – also gerade so eine viertel Stunde. Eine viertel Stunde nur hatten sie uns allein gelassen und es war mir vorgekommen wir ein halbes Leben. Das Schweigen zwischen mir und Will hatte alles endlos in die Länge gezogen. Irgendwann, nachdem ich erfolgreich gegen meine Trauer angekämpft hatte, begann Will auch noch nervtötend mit den Fingerspitzen immer in demselben Rhythmus auf den Tisch zu trommeln.

Gerade als die Tür aufging, dachte ich darüber nach, wie langweilig es war hier einfach nur herumzusitzen und darauf zu warten, dass etwas passierte. Da wäre es sogar spannender gewesen, ein paar Schnecken bei einem Rennen zuzusehen. Vielleicht war die Langeweile der Grund, wieso ich den Kopf hob und Michelle neugierig ansah, als sie mit einem Notebook herein kam. Rob und Jesse folgten ihr.

Jetzt, da ich Rob wieder vor mir sah und damit einen Vergleich zu Will hatte, konnte ich gar nicht mehr glauben, er und Will sähen sich ähnlich. Vom Typ her hätten sie Geschwister sein können, aber der Charakter und die Ausstrahlung gingen in eine vollkommen andere Richtung. Zwischen Will und Rob lagen Welten. Während Rob eher den düsteren Ausdruck drauf hatte und jeden mit seinem Blick ermorden könnte, hatte Will tiefe, wunderschöne Augen, in denen man sich fallen lassen wollte. Würde man sich in Robs fallen lassen, würde man mit tausendprotzentiger Sicherheit ungebremst in die Tiefe stürzen und dann war es das mit einem glücklichen, gesunden Leben.

Michelle bemerkte, dass ich sie beobachtete. Sie lächelte. Als sie näher kam, wandte sie sich im Gehen allerdings noch einmal um. „Jesse, vergiss nicht die Tür abzuschließen.“

Und schon hatte sie meine Neugier wieder verloren. Natürlich. Wir mussten ja eingesperrt bleiben. Wir waren ja so blutrünstige Tötungsmaschinen. Warum waren wir eigentlich noch nicht in Zwangsjacken gesteckt worden? Oder durften uns auf unseren Gang zum Galgen vorbereiten?

Jesse tat natürlich was Michelle von ihm verlangte. Nachdem es zweimal Klick gemacht hatte und das Schloss eingerastet war, wandte er sich mit verschränkten Armen um. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber bei weitem nicht so angsteinflößend wie das von Rob. Dieser setzte sich übrigens gerade neben Will und mir an den Tisch und ließ Michelles Notebook hochfahren.

„Kommen wir zum Punkt, ihr beiden“, begann Michelle freundlich, unterbrach sich aber einen Moment, als sie Rob über die Schulter sah. Ihre dunklen Haare fielen ihr dabei ins Gesicht. Sie richtete sich wieder auf und strich sie hinters Ohr. „Wie bereits erwähnt, hat Anthony Skins eine Gruppe von dreiundfünfzig Mann ausbilden lassen. Wir sind eine Art Geheimorganisation.“ Michelle setzte sich neben Rob, der inzwischen dabei war auf der Tastatur herumzutippen. Ich konnte nicht erkennen, was er da tat. „Unsere Aufgabe ist es, den Kreislauf der Begabten zu brechen. Zum Schutz eurer Generation, natürlich“, sagte Michelle weiter, dann nahm sie das Notebook. „Uns ist bewusst, dass wir schon viel eher hätten einschreiten müssen, aber Mister X war uns immer einen Schritt voraus. Und Mister Alistair Afford hatte durchaus Recht mit seinen Worten.“

Ich räusperte mich, wollte etwas sagen, aber als ich wieder Wills Blick auffing, entschied ich mich anders.



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