Dialoge by Voltaire
Autor:Voltaire [Voltaire]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frodok for Mobileread.com
veröffentlicht: 2013-11-18T00:00:00+00:00
Zwölfte Unterredung. Vom Kodex der Treulosigkeit.
B.
Was halten Sie vom Rechte der Treulosigkeit?
A.
Wie, beim heiligen Georg! von diesem Rechte hab' ich nie sprechen hören. In welchem Katechismen haben Sie von dieser Pflicht des Christen gelesen?
B.
Ich finde sie überall. Ist nicht das erste, was Moses mit seinem heiligen Volke that, eine Treulosigkeit? Er leiht den Aegyptern ihr Hausgerät ab, um hinzugehn in der Wüste zu opfern, wie er sagt. Diese Treulosigkeit ist freilich nut von eine« Diebstale begleitet; der Treubruch, wozu sich ein Mord gesellt, ist noch weit vortreftlicher. Die Treulosigkeiten des Ehud und der Judith sind sehr berüchtigt. Die des Patriarchen Jakob gegen seinen Schwiegervater und seinen Bruder sind nur Taschenspielerstükchen, weil er weder seinen Bruder noch seinen Schwiegervater meuchlings umbrachte. Aber nichts geht über David's Treulosigkeit, der, nachdem er sich mit vierhundert Schuften zusammengerottet hatte, die in Schulden und Ausschweifungen ganz versunken waren, mit einem gewissen Zaunköniglein, Achis genannt, ein Bündnis schlos, und die Männer, Weiber und Kinder in denen Dörfern erwürgte, die unter dem Schuz dieses Zaunkönigs standen, und ihn glauben machte, er habe nur die Männer, Weiber und kleinen Knaben erwürgt, die dem Zaunkönige Saul zugehörten. Nichts übertrift zumal seine Treulosigkeit gegen den guten Mann Urias! Nicht weniger zeichnet sich der Treubruch des weisen von Gott begeisterten Salomo aus, der seinen Bruder Adonia hinrichten lies, nachdem er ihm geschworen, sein Leben zu erhalten.
Wir haben noch sehr berüchtigte Treulosigkeiten von Clovis, dem ersten christlichen Könige der Franken, die zur Vervollkommnung der Moral ein Vieles beitragen können. Sein Betragen gegen die Meuchelmörder eines gewissen Rinomer's, Königs von Mans (angenommen, daà es je ein Königreich dieses Namens gegeben), hat zumal meine ganze Achtung. Er dung wakre Meuchelmörder, diesen König von hinterwärts zu tödten, und bezalte sie mit falschem Gelde. Als sie aber murrten, daà sie dabei zu kurz kämen, lies er sie meuchlings hinrichten, um sein schlechtes Geld wiederzubekommen.
Beinahe alle unsre Geschichten sind voll von dergleichen Treulosigkeiten, die von Fürsten sind begangen worden, welche insgesamt Kirchen gebaut und Klöster gestiftet haben.
Nun soll zuverlässig das Beispiel dieser wakkern Leute dem menschlichen Geschlechte zur Lehre und zum Unterricht dienen, denn wo sollte man Beides sonst suchen, als bei den Gesalbten des Herrn?
A.
Mir liegt wenig daran, ob die Clovis und ihres Gleichen sind gesalbt worden, aber ich gesteh' Ihnen, ich wünschte, daà man zur Erbauung des menschlichen Geschlechts die ganze Profan- und Kirchengeschichte in's Feuer würfe. Ich sehe darin weiter nichts, als die Annalen der Verbrechen, und jene Ungeheuer mögen nun gesalbt sein oder nicht, so enthält ihre Geschichte nichts als Beispiele der stärksten Bosheit.
Ich erinnre mich, ehmals die Geschichte der grossen Religionsspaltung im Occident gelesen zu haben. Ich sah ein Duzend Päbste, die alle gleich treulos waren, alle auf gleiche Weise verdienten, in Tyburn gehängt zu werden. Und da die päbstliche Würde mitten unter einer so lange dauernden und ungeheuren Ueberschwemmung aller Verbrechen sich aufrecht erhalten hat, da die Archive dieser Abscheulichsten niemanden gebessert haben, so schliess' ich daraus, daà die Geschichte zu nichts frommet.
C.
Ja, ich begreife, daà der Roman besser sein kann. Es steht wenigstens bei demselben in unsrer Macht, Exempel der Tugend vorzuspiegeln.
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