Deutscher Meister. Roman by Stephanie Bart

Deutscher Meister. Roman by Stephanie Bart

Autor:Stephanie Bart [Bart, Stephanie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783455812671
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 2014-05-28T00:00:00+00:00


Pünktlich um halb neun Uhr wurde der Kampfabend durch den Ersten Vorsitzenden mit einer kleinen Ansprache eröffnet, einer Ansprache über die Notgemeinschaft, die jüdischen Filzköpfe, den eisernen Besen und die neuen, unmittelbar bevorstehenden Glanzzeiten nationalsozialistischen Berufsboxens. Die dreitausend Plätze um den Ring waren etwas über die Hälfte gefüllt. Damit schrieb Zirzow nicht sehr hohe, aber immerhin schwarze Zahlen. An der zum unteren Teil des Gartens hin gelegenen Ringseite stand der Pressetisch, gegenüber, an der oberen Seite, jener für die Funktionäre. Hier hatten der Ringarzt mit dem Verbandskasten, der Erste Vorsitzende als Delegierter mit den Handschuhen für die Titelkämpfe, sein Sohn Hans, der Zeitnehmer mit dem Gong, Ringsprecher Grimm und Zirzow mit dem Siegerkranz ihre Plätze. Zwischen dem Funtionärstisch und der Rückwand der Orchesterbühne war nur Platz für vier Reihen, wo Freunde der Offiziellen saßen, Prominente, die alte Garde aus den vergangenen Glanzzeiten des deutschen Berufsboxens und wichtige Verbands- und Behördenmitglieder, namentlich Walter Englert, der Generalsekretär und Präsident Heyl. Auch Beinhorn, Bishop und Beaujean saßen dort, weil Beinhorn von Schmeling eingeladen worden war. Von den Künsten waren gekommen Oskar Homolka, Renée Sintenis, Robert Biberti und Valeska Gert, die bereits Auftrittsverbot hatte und darum in Kürze auf eine längere Auslandstournee gehen wollte. (Wären sie nicht schon außer Landes gewesen, hätten auch Marlene Dietrich und Fritz Kortner hier gesessen, die bereits 1931 das Urteil von Trollmanns Punktniederlage gegen Tobeck mit am lautesten ausgepfiffen hatten.) Punktrichter Koch hatte seinen Tisch an der zur Brauerei hin gelegenen Ringseite, Punktrichter Pippow den seinen gegenüber. Hinter ihm saßen in der ersten Reihe die Trollmanns und Propp. Bennys Schuhe waren frisch gewichst und glänzten spiegelglatt, und Kerschers Mann war einer der wenigen Fliegenträger im Publikum. Propp hatte die Handtasche auf dem Schoß liegen und darauf die Hände mit dem Blumenstrauß. Die Stühle der Mutter und von Carlo blieben leer, denn die Mutter kam natürlich nur zum Kampf ihres Sohnes an den Ring, bis dahin blieb sie mit Carlo im unteren Teil des Gartens an dem Tisch, der vom Ring am weitesten entfernt war.



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