Des Nebels Kinder by Cheryl Kaye Tardif
Autor:Cheryl Kaye Tardif [Tardif, Cheryl Kaye]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-27T00:00:00+00:00
Achtzehn
Ihre Schritte wirbelten eine Wolke feiner Partikel – Staub, Spinnweben und der Himmel weiß, was sonst noch –, zusammen mit dem überwältigenden Gestank von verwestem Huhn, verfaultem Fisch und saurer Milch, vom schlammbedeckten Fußboden auf … Der Geruch erinnerte Sadie an die Zeit, als ihr Abfallzerkleinerer verstopft war und die Küchenspüle überflutet hatte.
Irma beeilte sich, das Fenster zu öffnen. »Tut mir so leid, meine Liebe. Ich wurde so in Brendas Probleme verwickelt, dass ich das Saubermachen hier ständig verschoben habe. Ich hätte wirklich eher kommen sollen.«
Ja, das könnte man wohl behaupten, wollte Sadie sagen. Was sie aber nicht tat.
Mit angehaltenem Atem ging sie durch den Raum, zog die schweren Vorhänge zur Seite und öffnete die Schiebetür zur Veranda. Licht drang in jede schmutzige Ecke vor, und für einen Moment war sie versucht, sich umzudrehen und zu gehen.
Aber wohin denn?
Ihr Mund verzog sich vor Ekel, als ihr Blick den Berg ungewaschenen Geschirrs in der Spüle und auf der Laminatarbeitsfläche, deren Beschichtung an einigen Stellen abblätterte, streifte. Der Abfalleimer in einer Ecke enthielt zwei fette, fliegenübersäte Fischköpfe sowie einen schleimigen schwarzen Klumpen von etwas ehemals Grünem – vielleicht Kopfsalat oder Spinat. Auf der Ablage neben der Spüle stand ein Campingkocher mit zwei Kochplatten, auf dem ein gusseiserner Topf verlassen der Dinge harrte. Sie sah hinein und bereute es umgehend. Der Boden des Topfes war mit etwas Braunem und Haarigem überzogen. Ein Festmahl für die schwarzen Fliegen, Fliegenlarven und die sich windenden weißen Maden, die sich darauf breitmachten.
Sie kämpfte schwer gegen den Würgreflex an. »Wann ist der letzte Mieter denn ausgezogen?«
»Vor ungefähr zwei Wochen. Er hatte es schrecklich eilig.«
»Ich hätte es auch eilig, wenn ich an einem Ort leben würde, der so fürchterlich riecht. Der Typ war ein Schwein.«
Sie starrte das Durcheinander von Laken auf der Schlafcouch an und die schmutzigen Socken und fleckigen T-Shirts, die überall auf dem Boden verstreut herumlagen.
»Warum hat er denn sein Zeug nicht mitgenommen?«
Irma zuckte die Schultern. »Er sagte, er hätte einen Notfall in der Familie.«
»War er auch ein Ölarbeiter?«
»Nein, ’ne Art Doktor, hat er zumindest behauptet. Aber ich sag Ihnen, der hätte keine Nadeln in mich gesteckt. Er hat schrecklich gezittert.« Irmas Blick überflog den Raum. »Ich glaube, der Kerl braucht eine Frau.«
»Oder eine Putzhilfe«, brummte Sadie.
»Kommen Sie, ich zeig Ihnen den Rest, meine Liebe. Da drüben ist das Schlafzimmer.«
Als Irma die Tür öffnete, war Sadie vom Zustand des Raumes schockiert. Er war makellos, sauber, vollkommen unberührt. Nur eine dünne Lage Staub bedeckte das Doppelbett, die Kommode und den Nachttisch. Am Fußende des Bettes befand sich ein kleiner, türloser Wandschrank, und ein rechteckiges Fenster, das auf den Wald hinausblickte, zierte die Außenwand.
»Sieht aus, als hätte er dieses Zimmer nicht häufig genutzt«, sprach Irma das Offensichtliche aus.
»Warum wohl?«
»Keine Ahnung. Das Bett hier ist viel bequemer als das Sofa. Das ergibt wenig Sinn.« Sie ging zum Schrank. »Hier ist frische Bettwäsche. Bringen Sie mir einfach die schmutzige Wäsche, und ich wasch sie bei Ed.«
Zurück im Hauptraum der Hütte, stach Sadie in einer Ecke des Wohnzimmers etwas ins Auge, was sie hier nicht erwartet hätte.
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