Der weisse Wolf by David Gemmell

Autor:David Gemmell [Gemmell, David]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-31T05:00:00+00:00

KAPITEL 12

Skilgannons Schädel dröhnte, und sein Mund war ausgedörrt, als er neben Druss und Garianne dahinwanderte. Am Hafen hörte er jemanden hinter ihnen herlaufen und fuhr herum. Es war Rabalyn. Der Junge kam an seine Seite. »Wohin gehen wir?«

»Eine Zauberin besuchen«, antwortete Druss. »Pass auf, was du sagst, Junge. Ich will dich nicht als Frosch zurücktragen.«

»Du hattest Recht«, sagte Rabalyn. »Witze sind nicht gerade deine Stärke.«

»Ein Mann kann ja nicht alles können«, entgegnete Druss freundlich.

Sie gingen weiter. Skilgannon blieb an einem Brunnen stehen, zog einen Eimer Wasser herauf und trank in tiefen Zügen. Leuchtende Farben tanzten vor seinen Augen, und ihm war leicht übel. Er konnte die Erinnerung an diese schreckliche Nacht in der Hauptstadt nicht abschütteln. Die Bilder des toten Sperian und der verstümmelten Molaire ließen ihn nicht los.

»Alles in Ordnung?«, fragte Rabalyn, als sie weitergingen.

»Mir geht es gut.«

»Du siehst grau aus.«

Endlich kamen sie zum Dreina-Tor. An diesem Tag standen sechs Soldaten dort, in glänzenden Helmen’ und roten Umhängen. Die Wachen begrüßten Druss herzlich und warnten die Reisenden vor den Unruhen, die sich während der Nacht in der Stadt ausgebreitet hatten. »Du hättest deine Axt mitbringen sollen, Druss«, sagte einer.

Druss schüttelte den Kopf. »Heute nicht, mein Junge. Heute wird es einfach nur ein ruhiger Spaziergang.«

Die Wachen sahen sich an und sagten nichts mehr.

Sobald sie in der Stadt waren, führte Garianne sie durch eine Reihe von Straßen und Gassen. Brandgeruch hing in der Luft, und die Menschen, die sie sahen, betrachteten sie mit unverhohlenem Hass. Einige drehten ihnen den Rücken zu und gingen in ihre Häuser, andere starrten sie nur finster an.

Rabalyn hielt sich dicht bei Skilgannon.

Nach einer Weile kamen sie in eine Gegend mit älteren Häusern und schmalen Straßen. Die Menschen hier trugen schäbige Kleider. Kinder mit schmutzigen Gesichtern spielten vor heruntergekommenen Häusern, und magere Hunde wühlten in Müllhaufen nach etwas Fressbarem.

Garianne ging voraus, über einen alten Marktplatz und eine Reihe von gesprungenen und geborstenen Stufen hinunter, bis sie schließlich zu einer leerstehenden Schänke kamen. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, aber die Tür war hastig repariert und in lederne Angeln gehängt worden. Garianne öffnete sie und trat ein. Ein Teil des Dachs war eingestürzt, und Sonnenschein fiel ins Innere. Ratten huschten über den Schutt. Eine lief über Rabalyns Fuß. Er trat nach ihr, verfehlte sie jedoch. Garianne stieg über den Schutt des eingestürzten Daches und ging vorsichtig zur Rückseite des Gebäudes, wo sie an die Tür klopfte, die einst in die Küche geführt hatte.

»Komm herein, Kind«, sagte eine vertraute Stimme. Skilgannon fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog, und er bekam eine Gänsehaut.

»Ist sie wirklich eine Zauberin?«, wisperte Rabalyn.

Skilgannon antwortete nicht, sondern folgte Druss über den Schutthaufen.

Die alte Küche war düster, weil die Fenster vernagelt waren. Das einzige Licht kam von zwei Laternen, von denen eine auf der verzogenen Arbeitsplatte stand. Die andere hing an einem Haken an der Wand. Die alte Frau saß in einem tiefen Sessel vor dem rostigen Herd, eine schmutzige Decke über den Knien. Ihr Gesicht war zum Teil hinter einem schwarzen Gazeschleier verborgen. Ihr Kopf fuhr hoch, als die Männer eintraten.

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