Der verschwundene Film by Knud Meister & Carlo Andersen
Autor:Knud Meister & Carlo Andersen [Meister, Knud & Andersen, Carlo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-21T00:00:00+00:00
Zehntes kapitel
Der Schäferhund stand immer noch wild knurrend vor dem Mann, der nach dem Kampf mit Erling zum Fenster hinausgesprungen war.
Der alte Portier sagte zu Erling: 'Ich weiss nicht, ob wir nicht die Polizei benachrichtigen sollten...'
'Nein, lieber nicht, wir werden schon allein mit ihm fertig werden', erwiderte Erling, den die erhaltenen unsanften Püffe höchst unliebsam schmerzten. 'Wir haben ja King als Hilfe.'
Zusammen begaben sie sich hinaus.
Der Mann stand an die Mauer gepresst. Er wagte weder Hand noch Fuss zu rühren, aus Angst vor dem wütenden Hund, der ihn die ganze Zeit in Schach hielt.
Der Portier knipste seine Taschenlampe an und leuchtete dem Mann ins Gesicht. Er stiess einen Ruf der Überraschung aus: 'Sind Sie’s, Herr Wulf?'
Fritz Wulf liess kein Auge von King. In zornigem Tone herrschte er den portier an: 'Entfernen Sie den Hund! Beeilen Sie sich doch, Mensch! Der Dieb liegt drinnen gefesselt...'
'Der Dieb?'
Bedachtsam und ruhig nahm der Portier King an die Leine und hielt ihn dicht neben sich. Wulf konnte sich nun bewegen, hielt sich aber in gutem Abstand von seinem vierbeinigen Widersacher, der an seiner Leine zerrte und immer noch knurrte.
'Der Dieb, den Sie meinen, bin ich, Herr Wulf', sagte Erling. 'Sie haben mir einige tüchtige Hiebe versetzt, bevor ich wie ein Schlachtschiff unterging!'
'Du? Woher kenne ich dich eigentlich?'
'Ich bin einer der Segelsportsterne aus dem ‚Lied der Wellen‘', erklärte Erling würdevoll. 'Wir lernten uns heute nachmittag durch Herrn Bergvall kennen.'
'Richtig, ja. Was treibst du hier?'
Erling wusste nicht, was er antworten sollte.
Wulf wiederholte seine Frage; aber der Portier fiel ein: 'Dass der Junge hier ist, ist in Ordnung. Aber was treiben Sie denn hier?'
Wulf zog sein Zigarettenetui hervor und zündete sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten ein wenig, und das entging Erling nicht.
'Ich?' gab Wulf zurück. 'Ich wollte den Dieb fangen. Ich hatte so eine Ahnung, dass er heute nacht nochmals kommen würde. Deshalb habe ich drüben in einer Garderobe gewartet, seit wir heute nachmittag mit der Arbeit Schluss machten. Und ich hatte ja auch recht.'
'In einem Punkt irrten Sie sich immerhin', unterbrach ihn Erling. 'Ich bin nämlich nicht der Dieb. Ich war hier aus dem gleichen Grunde wie Sie: Um den Dieb zu fangen!'
Wulf schlug ein kurzes Lachen an. 'Das ist allerhand! Du wärst gerade der Richtige, Diebe zu fangen. Nein, damit musst du mir nicht kommen. Erkläre lieber, was du hier spät am Abend zu suchen hast.'
'Was der Junge sagt, stimmt', mischte sich der Portier ein, der immer noch damit zu schaffen hatte, King ruhig zu halten. 'Er und sein Freund sollten dem Dieb auflauern. Der Direktor hat mir den Auftrag gegeben, beide einzulassen. Ich werde wohl das Ganze dem Direktor melden müssen. Ich selbst begreife nicht, was hier alles vor sich geht. Wo ist denn eigentlich dein Freund hin? Warum lief er fort? Wo ist er geblieben?'
'Ein anderer Mann brach in das Zimmer ein, wo die Filme liegen', erklärte Erling. 'Jan setzte ihm nach; aber ob er ihn erwischt hat, weiss ich nicht. Er befreite mich nämlich erst von den Fesseln, die Herr Wulf mir vorsichtshalber angelegt hatte.
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