Der verlorene Troll by Charles Coleman Finlay

Der verlorene Troll by Charles Coleman Finlay

Autor:Charles Coleman Finlay [Finlay, Charles Coleman]
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 9783608937862
Herausgeber: Klett Cotta Verlag
veröffentlicht: 2007-03-14T23:00:00+00:00


Kapitel 14

Was er sagt?«, fragte Made.

In den Monden, seit er Sinnglas das Leben gerettet hatte, hatte Made große Fortschritte beim Lernen der Menschensprache gemacht. So wusste er mittlerweile auch, dass sein Freund nicht Mund hieß, Mund war vielmehr ihr Wort für das Wo-man-Essen-hineinschiebt. Aber der Akzent des Neuankömmlings unterschied sich doch so sehr von Sinnglas’ Leuten, dass Made ihn nicht verstehen konnte. Dazu kam, dass Sinnglas und er weit entfernt vom Rat saßen, dort, wo diejenigen ihren Platz fanden, die in der Gunst weit unten standen.

»Warte.« Sinnglas beugte sich vor. »Ich höre zu.«

Made wartete. Und lauschte. Hauptsächlich jedoch beobachtete er.

Der Neuankömmling war nur der letzte einer langen Reihe von Besuchern in der Ratshöhle von Sinnglas’ Leuten. Ratshütte; er versuchte, das Wort zu denken, auch wenn der Raum, der aus geschnittenen und gebogenen Zweigen gebaut und recht dunkel war, an eine stickige Höhle erinnerte, vor allem, wenn mehrere Dutzend Männer und das scharfe Aroma ihres Medizinkrauts sich darin drängten.

Seit Wochen kamen Fremde in die Ratshütte, aber dieser Neuankömmling beeindruckte Made mehr als die anderen. Er war älter und hatte breite Schultern wie ein Troll und ebenso lange Arme. Seine Nase bog sich wie der Schnabel eines Habichts, und er schien mehr durch sie zu sprechen als durch seinen Mund, heisere, undeutliche Worte, denen Made nicht folgen konnte. Die Kleider des Neuankömmlings ähnelten kaum denen der Männer um ihn herum, vielmehr erinnerten sie an jene, die Made bei den löwenjagenden Männern gesehen hatte. Er trug viele Waffen, und zwei Männer folgten ihm überallhin wie ein Paar Trollvögel.

Jeder in der Ratshütte lauschte dem Neuankömmling mit großem Ernst, als würde die Morgendämmerung selbst aus ihm sprechen.

Sie saßen mit gekreuzten Beinen am Boden, runzelten die Stirn und seufzten düster, während der Neuankömmling seine Sätze vor sich hin leierte. Made hatte versucht, wie sie zu sitzen, fand es aber unbequem und kauerte lieber nach Trollart auf den Fersen. Dadurch ragte er über den anderen auf und konnte sie besser beobachten. Der Neuankömmling saß in der Mitte, auf dem Ehrenplatz des Rats, neben Damaqua. Damaqua war das Oberhaupt der Menschenhorde. Außerdem war er Sinnglas’ Bruder.

Einer von Sinnglas’ Brüdern. Die beiden anderen saßen hinter Made, ganz hinten in der Halle, gegen die Wand gedrängt. Keekyu und Pisqueto. Ihre Augen leuchteten so fröhlich wie an dem Morgen, als sie entdeckten, dass ihr Bruder Sinnglas den Fluten entronnen war.

Der Neuankömmling hörte auf zu sprechen. Er faltete ein Stück Stoff auseinander, das auf seinem Schoß lag, und hob einen breiten Perlengürtel mit weißen und schwarzen Stickereien in die Höhe. Made konnte das Bild darauf nicht recht deuten - es sah aus wie Männer, die ein Tier jagten.

Einige der älteren Männer riefen etwas und verstummten wieder. Der Neuankömmling überreichte Damaqua den Gürtel. Keekyu und Pisqueto lächelten sich kurz zu und nickten.

Sinnglas saß scheinbar entspannt da, aber seine Augen waren unentwegt auf den älteren Bruder gerichtet. Made fühlte sich so wie damals, als er zum ersten Mal bewusst miterlebt hatte, wie die Trolle über etwas abstimmten.

Damaqua nahm den Gürtel und begutachtete ihn von allen Seiten.



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