Der vergessene Strand by Julie Peters

Der vergessene Strand by Julie Peters

Autor:Julie Peters [Peters, Julie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644504318
Google: q59uAgAAQBAJ
Amazon: 3499266644
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2013-10-31T23:00:00+00:00


Natürlich ließ G- sich nicht von den Verboten seiner Frau oder von der Meinung der Gesellschaft davon abhalten, den Briefen Taten folgen zu lassen.

Im November kam er nach Pembroke. Alle Welt glaubte, der Duke sei im Norden, unterwegs auf seinen Gütern in Edinburgh und Yorkshire, und dort war er auch gewesen. Doch auf dem Rückweg machte er einen Umweg und stand eines Abends völlig unverhofft vor Anne.

Sie wusste, dass sie dafür würde büßen müssen. Elise würde seinen Besuch zum Anlass nehmen, der Duchess einen Brief zu schreiben und die Liebenden zu verraten. Aber für den Moment kümmerte es Anne nicht. Sie fiel in seine Arme und barg den Kopf an seiner Schulter.

«Anne.» Sanft schob er sie von sich weg und musterte sie prüfend. Die modischen Kleider waren einer eher zweckmäßigen Kluft gewichen. Jetzt waren ihre Kleider weit, um ihrem runden Bauch Platz zu bieten. Sie musste den Mantel immer zuknöpfen, wenn sie aus dem Haus ging, darauf bestanden Elise und Franny gleichermaßen – Elise, weil sie sich für die junge Herrin schämte, die ja für jeden offensichtlich eine gefallene Frau war. Franny hingegen war um Annes Gesundheit besorgt und fürchtete bei jedem Niesen und Hüsteln, dass sie eine tödliche Grippe bekam. Hühnerbrühe gehörte inzwischen zum festen Bestandteil ihres Speiseplans, und in ganz Pembroke gab es kaum mehr Suppenhühner zu kaufen, so sehr hatte Franny in ihrem Bemühen um Annes Gesundheit in den Beständen der Bauern und kleinen Leute gewildert und ihnen mit klingender Münze die schönsten und fettesten Hühner abgekauft.

«Du siehst gut aus», sagte er leise. Seine Hände lagen auf ihrer Taille, die völlig aus der Form geraten war, und er lächelte sie an. Anne erwiderte nichts. Sie senkte nur den Blick.

Sie fand sich nicht schön. Ihr Gesicht war klar und zart, die Haare glänzten voll und lockig. Aber ihr Körper war nicht mehr der eines jungen Mädchens, würde es wohl nie mehr sein. Sie fürchtete so sehr, ihm nicht mehr zu gefallen.

Doch diese Sorge zerstreute er in dieser einen Nacht.

Hätte sie gewusst, dass es die letzte gemeinsame Nacht sein würde, sie hätte vielleicht jedem Detail die Aufmerksamkeit geschenkt, die ihm gebührte. Sie hätte sich wachgehalten, statt in seinen Armen einzuschlafen, sie hätte sich seine Gesichtszüge eingeprägt, um sie nie mehr zu vergessen.

So schlief sie neben ihm, und als sie aufwachte, war er schon fort, um den Zug nach London zu erwischen. Was ihr blieb, war die Erinnerung. Und die Hoffnung, er möge sich ein zweites Mal ein paar Stunden stehlen, um sie bei ihr verbringen zu können.

Für seine Sehnsucht musste natürlich sie büßen. Er verschwand, und mit ihm seine Briefe. Vermutlich hatte Elise Bericht erstattet, und daraufhin hatte die Duchess ihn zur Rede gestellt. Hatte er zugegeben, dass sie noch miteinander korrespondierten? Hatte er Anne schändlich verraten?

Aber das war nicht alles. Auch die Zahlungen der Duchess blieben aus. Elise quengelte hinter ihrem Wochenlohn her, und als Anne sich weigerte, ihn auszuzahlen, weil sie vermutete, dass ihre Zofe von zwei Seiten Geld bezog, drohte sie nicht mal, zu verschwinden.

Die Atmosphäre in dem kleinen Haus war vergiftet.



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