Der siebte Engel by Ylvi Walker

Der siebte Engel by Ylvi Walker

Autor:Ylvi Walker [Walker, Ylvi]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: at Bookshouse Ltd.
veröffentlicht: 2015-08-12T16:00:00+00:00


Sur führte sie zu einer Lichtung inmitten des Wäldchens, wo zig Zelte aufgeschlagen waren. Die Luxusvariante davon, keine Campingzelte. Er verschwand in einer der Unterkünfte, blieb dabei mit seinen Flügeln am Eingang hängen. Wie ein Rohrspatz schimpfend hielt er ihr die Plane hoch. Dies war ein Sanitätszelt. Auf Feldbetten lagen etliche Wächter, zum Teil schwer verletzt. Delilah platzierte Rafael prompt auf einem der Betten.

»Gott, Baby«, quiekte eine dunkelhaarige Frau mit prägnantem Lockenkopf und einem kleinen Kind auf dem Arm. »Wer hat denn deine Flügel gestutzt?«

Rafael grinste verschmitzt und nahm das Mädchen aus den Armen der Frau. »Tara, die hat an mir rumgeknabbert, dieses Miststück.« Er zog den Kopf zwischen die Schultern. »Entschuldige, wollte nicht fluchen, aber es ist nervig. Es ist fast schlimmer, sobald sie nachwachsen, als wenn sie dir jemand ausreißt.« Er griff sich an einen der Stummel, die nicht mehr blutig und um einiges größer waren als noch vor wenigen Stunden. Eine Schicht dunkler Flaum bedeckte die Haut inzwischen vollständig. Rafaels Flügel bestanden aus schwarzen Federn mit einem leichten blauen Unterton. Die Dinger waren gewiss der Eyecatcher schlechthin. Und wenn er damit flog … Aufhören zu schwärmen, zurück in die Realität, ermahnte sich Talia.

»Sora, Gott, meine Süße. Euch geht es gut.« Jan fiel der Frau um den Hals und küsste sie auf die Wange.

Rafael gefiel dies wohl ganz und gar nicht. Er knirschte mit den Zähnen. Seine Halsmuskeln waren zum Zerbersten angespannt, so fest presste er beide Kiefer aufeinander.

»Ich werde mich nie dran gewöhnen, dass du so auf Tuchfühlung mit meiner Frau gehst.« Rafael reichte das Mädchen aus seinen Armen an Jan weiter.

Die Kleine streckte ungeduldig die Hände nach ihm aus. Sie wollte auf seinen Arm. Kaum dort, schmiegte sie sich an Jans Brust und schniefte leise. »Abi kommt nicht mehr, wenn ich sie rufe«, piepste sie und fuhr sich mit einem ihrer Händchen über die Nase.

Sie war vermutlich ein Jahr alt. Für ein so kleines Ding verfügte sie über einen beachtlichen Wortschatz und eine ungemein deutliche Aussprache.

»Und Björn haben sie ganz doll wehgetan.«

Jans Pupillen weiteten sich. Angsterfüllt sah er zu Sora, die beschwichtigend die Hand hob, und ihre ungewöhnlichen Augen verdrehte. »Ist über den Berg, Gott sei Dank. Ihn hatte es echt übel erwischt. Anscheinend sind Flügel eine Delikatesse für diese Engel-Dinger.«

»Björn hat Flügel?«, fragte Jan hysterisch. »Wie soll das funktionieren? Er mag ein Wächter sein, aber er hat noch ein Leben jenseits dieses Haufens.«

Rafael stieß einen abfälligen Ton aus. »Er wird sie wie jeder Engel verbergen können. Bei Abi und Tural hast du das doch bereits gesehen.«

Jan zog einen Flunsch und küsste seine kleine Nichte auf die Wange.

»Björn hat wunderschöne fast goldene Flügel. Es ging rasend schnell nach dem Angriff wie bei all den anderen Wächtern, die verletzt wurden. Ein Kratzer der amoklaufenden Engel genügte, um den Prozess in Gang zu setzen.« Sora sah Talia aus ihren unergründlich grünen Augen an, in denen eine unausgesprochene Frage lag.

Sie fürchtete, dass das, was mit den Engeln geschehen war, vor den Wächtern nicht haltmachen würde und die Flügel nur der Beginn von dieser Mutation waren, die die Halbengel durchlebten.



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