Der schwarze Dolch by Stewart Sean

Der schwarze Dolch by Stewart Sean

Autor:Stewart, Sean [Stewart, Sean]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-28T18:54:47+00:00


Vier Stunden später wanderten sie durch einen blühenden Kirschbaumhain und erklommen die letzte Steigung unterhalb des Haupttors.

»Oje oje, was sind wir doch für eine lausige Brut von Singvögeln«, gluckste Gail. Sie hatte Recht. Die feinen Schuhe hatten sich schnell abgenutzt, die Strümpfe waren schlammbespritzt, und ihre eleganten Umhänge waren mit Schmutz überzogen. Gail trug natürlich die bewährten Wanderstiefel und ihren reiseerprobten Mantel.

»Du wärst nicht so hochnäsig, wenn du meine Blasen hättest«, knurrte Mark.

Lissa blickte zu den großen Toren hinauf und dann an ihren eigenen schmutzigen Kleidern hinunter. »Wenn wir uns unauffällig hineinschleichen, haben wir vielleicht gerade noch Zeit, uns fürs Abendessen umzuziehen.«

»Ich würde keinen allzu herzlichen Empfang erwarten«, warnte Gail Mark. »Richard ist kein guter Verlierer. Aber ich bin ihm entwischt, wie ich es ihm vorhergesagt hatte. Ich habe gehört, was seiner ersten Frau passiert ist, als sie ihm keine Kinder geboren hat!«

»Gail! Das sind Klatschgeschichten. Es gehört sich nicht für eine Dame, sie weiterzuerzählen.«

»Ich wünsche Malahat jedenfalls alles Gute mit ihm«, sagte Gail unbeeindruckt.

»Gräfin Malahat betrachtete sich als Rivalin der Prinzessin um Herzog Richards Hand«, erklärte Lissa. »Vielleicht habt Ihr sie beim Festmahl am Tage Eurer Ankunft bemerkt?«

»Bemerkt?«, schnaubte Gail. »Sie saß ihm gegenüber und hat für ihn alles aus dem Mieder fallen lassen, die Schlange.«

»Schimpft Ihr die Nadel eine Hure, weil sie am Magneten haftet?«, grübelte Valerian. »Ich habe die Gräfin Malahat immer als Opfer der unwiderstehlichen Anziehungskraft mächtiger Männer gesehen.«

»Unter den Hofdamen«, bemerkte Lissa, »ist dieses Leiden keine Seltenheit.«

Der Burggraben um Hochwald herum war schmal und von einer mächtigen Steinbrücke überspannt. »Also, was nun?«, fragte Mark.

»Wir versuchen, durch den Dienstboteneingang zu schlüpfen«, murmelte Lissa.

Doch daraus wurde nichts. Als sie die Brücke betraten, tauchten hoch über ihnen auf der Festungsmauer vier Männer in Livrée auf. Zwei hielten Banner in die Höhe. Auf einem prangte das Wappen des Königs: ein sich nach dem Himmel reckender grüner Pflanzenspross. Das andere zeigte einen goldenen Schild, von einem silbernen Schwert gekreuzt – Herzog Richards Waffe, nahm Mark an. Mit einer großartigen Geste hoben zwei andere Männer Trompeten an ihre Lippen.

»O nein«, stöhnte Lissa.

Die mitreißenden Fanfarenklänge verstärkten sich, als erst zwei und dann vier weitere Trompeter auf der Mauer erschienen. »Kommt schon!«, zischte Gail und schritt voraus. »Steht nicht einfach dumm herum!«

Mark trabte geduckt hinter ihr her. O Herr, dieser entsetzliche Hut! Gnädigerweise hatte der Regen den letzten Rest von Gails rosa Farbe herausgewaschen, doch es war immer noch ein ungefüges Monster aus zusammengenähten Lederflicken. Der Herzog wird einen einzigen Blick auf dich werfen und ausrufen: »Gütiger Himmel! Der Mann hat ein Korsett auf dem Kopf!«

Von wegen einen guten Eindruck machen.

Mist.

Was für eine verrückte Welt, dachte er grimmig, wo der Teil mit »glücklich bis an ihr Ende« schwieriger ist als die ganze Geschichte.

Während sie weitergingen, schwangen die großen Doppeltore der Festung Hochwald nach außen auf und offenbarten ein Spalier Beifall spendender Würdenträger, zwischen denen sie durchgehen mussten. Mark wurde feuerrot. Er schaute sich um und sah, wie Valerian angesichts des Prunks und der Feierlichkeit blinzelte. Seine feisten Hände zuckten bei jedem Trompetenstoß. Lissa machte es schon besser, wie sie würdevoll und mit gesenktem Blick ihrer Herrin folgte.



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