Der scharlachrote Löwe: Historischer Roman (German Edition) by Elizabeth Chadwick

Der scharlachrote Löwe: Historischer Roman (German Edition) by Elizabeth Chadwick

Autor:Elizabeth Chadwick [Chadwick, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-06T16:00:00+00:00


26

Guildford, Surrey,

Januar 1208

Der Hof befand sich in Guildford, und das Wetter war grauenhaft. Heftige Stürme bliesen aus Norden, und ein eisiger Regen, der sofort gefror, ließ Hände und Gesicht erstarren, sobald man sich aus dem Haus wagte.

Vor zwei Wochen war das Schiff mit Meilyr FitzHenry und Thomas Bloet an Bord, gerade noch rechtzeitig bevor die schlimmsten Stürme begannen, nach Irland abgesegelt, und seitdem hatte sich das Wetter ständig verschlechtert, und die See war so rau, dass sogar die Fischerboote, die nur entlang der Küste segelten, im Hafen blieben. Zwei Wochen der Stille, ein Fegefeuer am Rande der Hölle. An jedem Tag, der verstrich, musste William neue Kraft sammeln. Er betete voller Inbrunst, dass Jean und die anderen Männer dem hinterhältigen Befehl des Königs nicht folgen würden, aber gleichzeitig wusste er, dass er seine Männer dazu verdammte, ihre Lehen einzubüßen.

Im Augenblick versuchte er, sich mit einem Mühlespiel gegen den Baron Fulke FitzWarin abzulenken, der über zwei Lehen im walisischen Grenzland sowie über Ländereien in Irland verfügte. In früheren Tagen hatte FitzWarin heftige Händel mit dem König ausgefochten, die darin gipfelten, dass der Baron mehrere Jahre lang als Gesetzloser in den Wäldern leben musste. Aufgrund dieser Erfahrungen brachte er sehr viel Verständnis für Williams Lage auf.

Wo er ging und stand, wurde Fulke FitzWarin von seinem Hund begleitet: einer schwertgrauen irischen Wolfshündin, die in ihrer Größe an ein Pony heranreichte und über so gewaltige Raffzähne verfügte, dass sie auch den tapfersten Höfling an die Wand zurückweichen ließ. Das bedrohliche Tier lag mit Vorliebe auf Williams Füßen, wodurch er regelmäßig jedes Gefühl in seinen Beinen einbüßte. Hin und wieder schnarchte das vordere Ende, und das hintere lieferte sehr viel leisere Beiträge, die jedoch unmöglich missachtet werden konnten.

»Daran ist das Futter am Hof schuld«, entschuldigte sich FitzWarin, während ihnen nach dem letzten Vorfall noch die Augen tränten. »Es bekommt ihr einfach nicht. Ihr habt keinen Hund, oder?« Mit gepflegten schlanken Fingern setzte er seinen Stein. Doch die Feinheit seiner Glieder täuschte, denn Fulke FitzWarin war als erfahrener Schwertkämpfer und erfolgreicher Turnierteilnehmer bekannt.

»Meine Frau besitzt einen Hund – einen Jagdhund«, sagte William. »Ihre Frauen haben einige Schoßhündchen, und hin und wieder schleppen meine Kinder irgendwelche Tiere nach Hause. Ich für meinen Teil bin lieber ungebunden.«

FitzWarin lachte leise. »Irische Wolfhunde sind genau wie die irischen Häuptlinge: Sie stinken, sie haben keine Manieren, und wenn ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt wird, tun sie alles. Aber wenn Ihr einmal ihr Herz gewonnen habt, so folgen sie Euch bis durch die Tore der Hölle und nehmen es sogar mit dem Teufel auf, um Euch zu verteidigen. Es ist nicht schlecht, jemanden zu haben, der auf Kommando einem Feind die Kehle durchbeißt.« Spöttisch zog er eine Braue in die Höhe.

Williams Lippen zuckten. »So habe ich das noch nie betrachtet.«

»Solltet Ihr aber.« FitzWarin blickte an William vorbei und machte dabei heimlich eine warnende Geste. Einen Augenblick später stand der König neben ihrem Tisch und sah ihnen beim Spiel zu. Seine augenblickliche Geliebte Suzanna hing an seinem Arm. Ihr silbrig schimmerndes Brokatkleid



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