Der neunte Tod by Kramp Ralf

Der neunte Tod by Kramp Ralf

Autor:Kramp, Ralf [Kramp, Ralf]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-15T16:00:00+00:00


Elftes Kapitel

Zettelmeyer steckte das Handy in die Innentasche seines Mantels zurück. »Schöne Grüße von der Gerichtsmedizin, Chef. Erstochen. Glatte Klinge, etwa 12 Zentimeter. Todeszeitpunkt schwer zu bestimmen, da wir in der Nacht Minusgrade hatten. Doc Pattenbach tippt aber auf gestern abend zwischen achtzehn und dreiundzwanzig Uhr.«

»Messer, aha! Also sehen Sie jetzt endlich auch, was ich schon die ganze Zeit vermutet habe?« Baldus konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und trommelte fröhlich auf dem Lenkrad herum.

»Was?« Zettelmeyer spähte nach den Straßenschildern.

»Es ist kein Serienkiller. Jede Wette darauf, daß es keiner ist. Erschlagen und in einen Schneemann eingepackt und erstochen und in den Kurpark gelegt. Ich muß ja nicht erst in Erinnerung rufen, daß beim zweiten Mal Fundort nicht gleich Tatort war, oder?«

»Ja, und? Da vorne ist die Peter-Simons-Straße, Chef!«

»Mensch, Zettelmeyer, jetzt stellen Sie sich nicht dümmer als Sie sowieso schon sind. Das macht mich jedesmal rasend, wissen Sie das?« Baldus setzte den Blinker und bog linker Hand zwischen zwei Wohnsilos in das Wohngebiet ein. »Zwei vollkommen unterschiedliche Vorgehensweisen. Das kann zwar immer noch bedeuten, daß es sich um ein und denselben Täter handelt, aber hier zieht keiner durch die Gegend, um Penner kaltzumachen. Was hat die Frau vom Sozialamt noch mal gesagt? Welche Hausnummer?«

»Fünfundneunzig, Chef. Ich war ja ein bißchen verblüfft, daß dieser Kerl anscheinend einen festen Wohnsitz hat.«

»Sehen Sie, Zettelmeyer. Noch ein Umstand, der gegen den Obdachlosenkiller spricht!«

»Was?«

»Was, was, was?« Baldus schlug auf das Armaturenbrett, und die Scheibenwaschanlage setzte sich in Betrieb. »Machen Sie das eigentlich extra, diese dämliche Fragerei? Wollen Sie mich zur Weißglut bringen? Gut, das haben Sie ja bald geschafft!«

»Da ist die Nummer fünfundneunzig, Chef.«

»Und nennen Sie mich nicht ›Chef‹!« Baldus ließ den Wagen in eine Parklücke rollen, die einen Augenblick zuvor ein weißer Kadett mit Münchner Kennzeichen frei gemacht hatte, und schwang sich aus dem Fahrzeug.

Als sie kurz danach bei › Wassong‹ klingelten, wurde ihnen nicht aufgemacht. Baldus beschloß, später noch einmal wiederzukehren, und ging mit Zettelmeyer zurück zum Auto.

»Lassen Sie mich fahren, Chef«, erbot sich Zettelmeyer zum wiederholten Male, und Baldus, der des ewigen Widerstands überdrüssig war, seufzte nur ein mattes »Na gut!« und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen.

Er sah seinen Untergebenen, der sich hinterm Steuer postierte, zweifelnd von der Seite an, beobachtete, wie er sich aufs Umständlichste den Fahrersitz zurechtschob, gewissenhaft alle Spiegel richtete, schließlich angurtete und mit mehreren ruckartigen Bewegungen den Gurt testete.

›Am liebsten‹, dachte Baldus grimmig, ›würde ich dich jetzt auf ein Himmelfahrtskommando schicken, du mieser, kleiner Wicht. Man sollte dich bei der Caritas mit ollen Klamotten ausstaffieren, dich durch die Jauche ziehen, dich undercover bei den Pennern der Kreisstadt unterbringen und schließlich auffliegen lassen. Vielleicht würden sie dich verhauen. Und wenn nicht, dann würdest du eben bei einer Razzia eingebuchtet, und der einzige, der dich identifizieren kann, bin ich, und ich würde sagen: Zettelmeyer? Nie gehört!, und du würdest eine Weile in der Ausnüchterungszelle schmoren, und man könnte dir Koks unterschieben, und du kämst in den Knast, wo alle ganz scharf auf dich wären, weil du so ein zartes, grünes Jüngelchen bist, und .



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