Der letzte Steinmagier (German Edition) by Sullivan James A

Der letzte Steinmagier (German Edition) by Sullivan James A

Autor:Sullivan, James A. [Sullivan, James A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2014-04-29T16:00:00+00:00


FORTSCHRITTE

Wurishi Yu war zufrieden mit sich. Er hatte in den vergangenen Wochen viele Zauber gewirkt und war wieder und wieder überrascht worden. Sein Meister hatte ganze Arbeit geleistet. Die Auswahl der Zauber, die Wurishi Lu Neju ihn gelehrt hatte, ergab nun einen Sinn. Sie wurde zu einem Tor, das zu den mächtigen Zaubersprüchen der Steinmagier führte.

Yu beherrschte nun den Zauber, den seinerzeit She-bi verwendet hatte, um die Kaiserin zu versteinern. Er hatte ihn an einer Taube ausprobiert, die durch das offene Fenster ins Zimmer geflogen war. Er spürte die Lebenskraft des Vogels, die tief im Stein schlummerte. Dieser Zustand würde ewig andauern, wenn Yu nichts dagegen unternahm. Wenn er die Taube wieder vom Zauber befreien könnte, wäre er bereit, die Kaiserin zu retten.

Auch an der Frage, wie er und seine Gefährten an den lebenden Steinstatuen vorbeikommen sollten, hatte er gearbeitet. Er hatte sich bei Nacht einen kleinen Steinbrocken aus dem Garten in seine Kammer geholt, aus ihm mithilfe eines Zaubers eine kleine Statue geformt und sie sodann zum Leben erweckt. Sie gehorchte seinen Befehlen, und Yu gelang es auch, ein Gespür für den Geist der Statue zu entwickeln.

In der Schrift der Wurishi hieß es, die Geister der Statuen bestünden aus Seelen, die zwischen den Welten schwebten. Yus Meister schrieb, dass jeder, der starb, eine Reise aus dieser Welt in eine andere Welt antrat und dabei durch eine Zwischenwelt gehen musste. Diese Zwischenwelt empfanden die Geister der Steinkrieger als Ort der Qualen. Manche verharrten voller Angst, wo sie waren, und würden einst zu Dämonen werden, die andere Geister ins Verderben zu stürzen suchten. Die meisten versuchten dagegen, den Rückweg ins Diesseits zu finden, konnten die Grenze jedoch nicht überwinden.

Indem die Steinmagier die Seelen der Geister an einen steinernen Körper banden und darüber auch an die Kaiserin knüpften, schufen sie eine Verbindung unter den Geistern, sodass diese einander wahrnehmen konnten. Doch dass sie im Diesseits Steinkrieger waren, wussten sie nicht. Sie mochten vielleicht etwas spüren oder etwas träumen, doch das Bewusstsein der Geister war von den Körpern der Steinkrieger getrennt. Nur in einigen Fällen hatte es Geister gegeben, die ihrer Existenz als Steinkrieger bewusst gewesen waren, so wie manche Menschen gelegentlich mit klarem Geist in ihren Träumen agieren können. Einige dieser Steinkrieger hatten dem Kaiserhaus gedient, andere waren ihre eigenen Wege gegangen.

Da durch die Trennung von Geist und Körper die meisten Steinkrieger aber kaum einen eigenen Willen besaßen, orientierten sie sich an ihrer Herrin, der Kaiserin, und gehorchten ihr aufs Wort. So ging es auch Wurishi Yus kleiner Statue. Sie war ein wenig zu breit geraten und geriet häufig aus dem Gleichgewicht. Doch das war nicht wichtig. Wichtig war, die Bindung der Statue an Yus Befehl wieder aufzuheben, nachdem er sie einmal etabliert hatte. Und hier erreichte Yu rasch kleine Erfolge. Doch wusste er nur zu gut, dass die Steinkrieger der Kaiserin durch viel festere Bande an ihre Aufgabe gefesselt waren. So versuchte er, all seine Macht in die Steinfigur zu legen, und schuf dadurch eine Barriere, die ungleich schwerer zu durchbrechen war.



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